Hans-Heinrich Dieter

Einsatztaugliche Bundeswehr   (15.08.2017)

 

Die Bundeswehr ist nicht nur eine Parlamentsarmee, sondern hauptsächlich eine Einsatzarmee, dementsprechend müssen alle Soldaten einsatztauglich sein.

Am 19.07.2017 brach ein Offiziersanwärter der Bundeswehr im Raum Munster nach einer Marschleistung von nur drei Kilometern bewusstlos zusammen und starb im Krankenhaus. Bei dieser Marschübung des Offiziersanwärter-Bataillons verloren noch drei weitere Soldaten das Bewusstsein und mussten ärztlich versorgt werden. Aufgrund der am 19. Juli im Raum Munster warmen Temperaturen von ca. 27 Grad Celsius, waren die Soldaten nur mit leichter persönlicher Ausrüstung - Waffe, Splitterschutzweste, Feldanzug und Helm - unterwegs.

Die Ursachen dieses Unglücks sind noch nicht öffentlich bekanntgegeben worden. Aber einem Bericht der F.A.Z. zufolge könnte der Missbrauch von leistungssteigernden Mitteln eine Rolle gespielt haben. Ein Bundeswehrarzt weist dabei auf den möglichen Zusammenhang zwischen der grundsätzlich abnehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit der Soldaten und dem wohl zunehmenden Missbrauch von Aufputschmitteln in Belastungssituationen hin.

Diese allgemein abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit der Soldaten ist ganz offensichtlich auch damit zu begründen, dass die Leistungsanforderungen für die Tauglichkeitsprüfung immer weiter gesenkt werden, um genug Nachwuchs an Zeit- und Berufssoldaten gewinnen zu können. Das Personalsoll der Truppe von 170.000 Zeit- und Berufssoldaten wurde im Juni dieses Jahres trotzdem um etwa 1500 Männer und Frauen verfehlt. Dabei behauptet Ministerin von der Leyen permanent, dass ihre „Trendwende Personal“ greift!

Solche alarmierenden Aspekte der Einsatztauglichkeitslage sind auch Ergebnis der „neuen Unternehmenskultur“ der Ministerin. Schon 2014 hat von der Leyen eine Ãœberprüfung der Eignungsmerkmale für die Bundeswehr angekündigt, um die Armee als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Dazu müsse neu bewertet werden, „was eine moderne, hochtechnisierte Armee braucht“, sagte sie damals in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Fitness sei immer gut, eine moderne Armee brauche aber ebenso die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne "Unternehmenskultur" und ausgeprägtes Technikverständnis. Und sie fügt hinzu: „Es stellt sich die Frage, ob jeder einzelne Soldat und jede einzelne Soldatin, gleich welche Aufgabe sie im Konzern Bundeswehr ausfüllt, tatsächlich einen langen Marsch mit schwerem Gepäck bewältigen können muss“.

Von der Leyen ging und geht es ganz offensichtlich nicht um die Bundeswehr als Einsatzarmee, sondern um die Bundeswehr als ein familienfreundliches Unternehmen mit mehr Kita-Plätzen, das mit mehr  Schwulen, Muslimen, Zuwanderern bunter und vielfältiger und mit Gender-Workshops einfach cooler und interessanter für Bewerber ist. Bei diesem Ansatz ist die Vereinbarkeit von Dienst und Familie natürlich wichtiger als die physische und psychische Belastbarkeit aller Soldaten.

Dabei wurden die Leistungskriterien für Einstellungen bereits früher schon reduziert. Unter der Ãœberschrift „Fett statt Fit“ schreibt Panorama 2007: „Die Deutschen sind so fett wie nie. Diese Erkenntnis ist zwar nicht gerade schmeichelhaft, doch wird diese Entwicklung zum gravierenden Problem, wenn sie auch die Bundeswehr trifft: Mangelnde Fitness ist im Ernstfall lebensgefährlich. Ein paar Liegestütze, moderater Dauerlauf, das Tragen einer Liege mit einem Verwundeten - viele Rekruten sind damit schon überfordert.“ Nach eigenen Untersuchungen der Bundeswehr haben diese Fitnessmängel massiv zugenommen.“ Kein Wunder, denn schon damals brauchte man bei einem Fitness-Test (PFT-Test) von 30 maximal erreichbaren Punkten ganze sechs, um zu bestehen. Und damit nicht genug: Auch um die psychische Belastbarkeit und das Sozialverhalten stand es bereits damals bei vielen Bewerbern nicht zum Besten: Für die Einstellung reichte in manchen Bereichen auf einer Noten-Skala von 1 (bestes Ergebnis) bis 7 (schlechtestes Ergebnis) die Note 6, um durchzukommen. Und da will Frau von der Leyen noch weitere Abstriche machen?

Die Ministerin missversteht die Bundeswehr und ihre Soldaten. Die Bundeswehr ist kein Konzern und die Soldaten machen keinen Job wie jeder andere, sondern sie dienen Deutschland - teilweise in Kriegseinsätzen. Auch der „Küchenbulle“ und der „Rechnungsführergehilfe“ müssen im Einsatz den besonderen physischen und psychischen Belastungen gewachsen sein. Da darf es bei einer Einsatzarmee keine Abstriche geben. Einsatztauglichkeit ist auch für eine „hochtechnisierte Armee“ nicht „unmodern“,  sondern eine unabdingbare Voraussetzung für Leistungsfähigkeit und schwierigen Einsatzbedingungen. Und wenn die Ministerin Einsatztauglichkeitskriterien nicht in den Vordergrund stellt, dann macht sie die „Armee als Arbeitgeber“ auch nicht attraktiver. Welcher intelligente, leistungswillige und leistungsstarke junge Mann/Frau verpflichtet sich als Soldat/in in Streitkräften, die vom Personal her nicht voll einsatztauglich und hinsichtlich der Bewaffnung und Ausrüstung nur bedingt einsatzfähig ist? Die Ministerin muss ihre Schwerpunkte überdenken - aber vielleicht hat sie ja nach dieser Legislaturperiode dazu keine Veranlassung mehr.

(15.08.2017)

 

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