Hans-Heinrich Dieter |
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Marokko im März 2012
Wir kennen vom Norden Afrikas Ägypten und Tunesien (2004) und wir kennen die 14 Km entfernte europäische Gegenküste, Andalusien, ganz gut. Die Zeit der Arabellion bietet sicher eine gute Möglichkeit, die schönsten Städte und Landschaften des Königreiches Marokko kennenzulernen und gleichzeitig einen kleinen Eindruck von den gesellschaftlichen Veränderungen in der arabischen und muslimischen Welt zu gewinnen. Marokko wird auch als "Tor zu Afrika" bezeichnet. Und wenn man durch dieses “Tor” geht, eröffnet sich eine Vielfalt an Farben in den unterschiedlichsten schönen Landschaften und an freundlichen sowie geschäftigen Menschen in malerischen Altstädten. Das Königreich Marokko im Nordwesten Afrikas liegt am Mittelmeer und westlich erstreckt sich der Atlantik. Grenzen hat Marokko zu zwei anderen Staaten des Maghreb, zu Mauretanien im Süden und im Osten zu Algerien. Marokko ist seit 1956 unabhängig und ein souveräner Staat. Die ehemaligen Protektoratsmächte Spanien und Frankreich haben sich erkennbar ausgewirkt. Französisch ist heute noch Amts- und Wissenschaftssprache. Wir beginnen unsere Rundreise in Casablanca und erleben in dieser Wirtschaftsmetropole das moderne Marokko mit allen Vor- und Nachteilen. Lange Staus und zähfließender Verkehr bestimmen das Straßenbild. Außer der modernen Moschee, Hassan II, die auf Pfeilern ins Meer gebaut und mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Gläubigen die zweitgrößte der Welt ist, hat die Industriestadt, die wenig an Humphrey Bogart erinnert, nur noch eine kleine Altstadt als Sehenswürdigkeiten.
Die Altstadt ist vorwiegend durch französisch-marokkanischen Baustil geprägt.
Die Bezirksregierung allerdings ist in einem besonders schönen Haus untergebracht. Und der im Volk sehr beliebte junge König Mohammed VI. schaut bei der Bürokratie zu:
In den Außenbezirken der 6-Millionenstadt Casablanca sieht man einige Slums aus Wellblechhütten, aber auch immer wieder relativ neue Siedlungen mit sozialem Wohnungsbau. Marokko will alle Slums bis 2015 beseitigt haben und hat dazu bereits 220.000 Sozialwohnungen an die arme Bevölkerung übergeben, weitere 40.000 Wohnungen sind im Bau. Der König tut etwas für die armen Marokkaner.
Die sich nach Süden erstreckende Atlantikküste hat meist lange, schöne Strände. bei El Oualidia El Jadida hat die alte portugiesische Festung Mazagan aus dem 16. Jahrhundert mit einem malerischen Hafen. Ein besonders schöner Teil dieses Weltkulturerbes ist die Zisterne mit dem gotischen Gewölbe:
Es reicht, wenn man die Industrie- und Hafenstadt Safi aus der Ferne betrachtet:
Das Hippie- und Künstlerparadies Essaouira sollte man hingegen erwandern. Der auch bei Surfern beliebte Ort mit ca. 80.000 Einwohnern hat einen malerischen und geschäftigen Fischereihafen. Fischfilettierung unter Möwenaufsicht
Die alte Festung mit gut erhaltenen Wehranlagen... ...beherbergt eine malerische Altstadt... ...mit einem reichhaltigen Angebot.
Nach einem ausgedehnten Bummel durch den Souk... ...kann man in herrlichen Altstadthotels, Riads, entspannen oder auch übernachten.
Die Strecke nach Osten in Richtung Marrakech führt durch vorwiegend landwirtschaftlich genutztes Gelände. Die Industrie Marokkos ist nur gering entwickelt, Haupteinnahmequellen sind Bodenschätze, wie Phosophat, und landwirtschaftliche Produkte. Knapp 50% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig.
Die Berbermetropole Marrakech ist die älteste der vier Königsstädte. Marrakech hat eine große Medina um den Gauklerplatz herum mit unzähligen malerischen Basargassen. Da die Stadt aber auch vom Jet-Set entdeckt wurde, wachsen die Hotelketten aus dem Boden und das Angebot in den Souks ist oft sehr touristisch.
Herr und Esel ruhen
Marrakech, “Die Rote” Die La Koutoubia-Moschee liegt in einem schön angelegten Garten:
Der Bahia-Palast besticht durch orientalische Handwerkskunst und prachtvolle Verzierungen.
Zur Kasbah Marrakechs geht man durch das schöne Bab Agnaou...
...und trifft auf die Moschee El Mansour:
Im kleinen Restaurant Nid Cigogne direkt gegenüber dem Saadier-Mausoleum kann man Auge in Auge mit dem Storch typisch marokkanisch essen. Im Hinblick auf kulinarische Genüsse hätten sich die Marokkaner intensiver an den Franzosen orientieren sollen. Wir haben die vielen in den Souks angebotenen Gewürze nicht herausgeschmeckt.
Die Neustadt wirkt eher “normal”.
Die “Straße der Kasbahs” führt in die Westsahara durch den Hohen Atlas. Die Landschaften verändern sich nach Höhe und Bewässerungsmöglichkeiten.
Der Pass auf ca. 3.000, dann geht es nach Süden
Weltkulturerbe: Kasbah Ait Benhaddou:
Die Westsahara-Stadt Ouarzazate liegt südlich des teilweise bis in den Juni schneebedeckten Hohen Atlas´.
Wegen seiner phantastischen und vielfältigen Wüstenkulissen beherbergt Ouarzazate zwei große Filmstudios, die von großen Filmemachern für große und bekannte Filme genutzt wurden und werden. An Ouarzazate ist deswegen auch alles neu oder unechte Kulisse, bis auf die Kasbah Taouirt des Berberfürsten El Glaoui.
Am Weg zu den großen Sanddünen an der Grenze zu Algerien liegt die Toudra-Schlucht.
In der Nähe von Merzouga sind wir dann bei Sonnenuntergang in den großen Sanddünen. Hier sehen wir Landschaft, wie wir uns seit Kindertagen die Wüste vorstellen.
Die Tafelberge weiter nördlich wirken da schon weit weniger spektakulär.
Die Königsstadt Fes ist die “geistige Hauptstadt” von Marokko mit der ältesten Universität der Welt aus dem 9. Jahrhundert.Sie gilt als die arabischste aller marokkanischen Städte und wird auch “Perle des Orients” genannt. Fès el Bali, der älteste Teil der Stadt und gleichzeitig die von 800.000 Menschen bewohnte Altstadt, ist kulturelles Welterbe.
In der Medina gibt es große und vor allem hohe Bürgerhäuser mit reicher Verzierung, die z. B. auch als Schule genutzt werden.
Die sehr streng aussehende Rektorin habe ich nicht abgelichtet! In Marokko herrscht Schulpflicht, Mädchen und Jungen werden zusammen unterrichtet, das Bildungsangebot einschließlich der Universität ist kostenfrei. Marokko hat heute noch knapp 50% Analphabeten, bemüht sich aber mit Förderprogrammen, solche Missstände zu beseitigen. So können junge Frauen, die die Schule nicht zu Ende geführt haben, oder abbrechen mussten, über eine Fördergesellschaft bis zum 35. Lebensjahr Schulabschluss und Berufsausbildung nachholen. Marokko engagiert sich jetzt stark für die Bildung und für die Jugend. 29% der Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Da kann und muss die Zukunft gestaltet werden.
Die Gassen der Souks bieten alles, was die hier lebenden Bewohner brauchen.
Diese kleine Färberei wird tatsächlich genutzt.
Das Angebot trifft nicht immer unseren Geschmack.
Hier findet jede junge Braut etwas.
Da vergeht die Lust auf Huhn.
Die älteste Universität der Welt aus dem 9. Jahrhundert ist heute eine Moschee und deswegen leider nicht zu besichtigen.
Die engen Basar-Gassen machen Gegenverkehr schwierig, insbesondere wenn Esel oder Maultiere mit im Spiel sind.
In der alten Gerberei (weißer Bereich) und Färberei wird das Handwerk wie im Mittelalter betrieben:
Über den Dächern der Medina sieht es weitaus moderner aus als mitten im Souk.
Im Gemeinschaftsbackofen können alle Bewohner ihr Fladenbrot selbst backen:
Dieses Maultier findet alleine seinen Weg:
Da rede noch einer von dummen Eseln!
Und in der Weberei werden Produkte in den leuchtenden Farben des Orients hergestellt:
Mitten in der Altstadt findet sich die Moschee Sidi Ahmed Tijani als Beispiel schöner Baukunst:
Die Tür zum Königspalast bleibt leider verschlossen, wie die Moscheen auch, ein wirklicher Nachteil einer Reise durch Marokko.
Die alte Koranschule ist ein weiteres Beispiel schöner orientalischer Baukunst und handwerklicher Fähigkeiten:
Das Blaue Tor ist ein besonders schöner Zugang zur Medina:
Und die schöne Stadtmauer schließt die Altstadt nach außen ab:
Die Hänge und Ebenen nördlich und südlich des Rif-Gebirges werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier ist auch das Zentrum des Hanfanbaus. Besitz und Vertrieb von Haschisch ist zwar gesetzlich verboten, aber 800.000 Marokkaner leben davon. das klingt wie ein Teil der maghrebinischen Geschichten.
Schon die Römer wussten die Vorteile dieses Landstriches zu schätzen und lebten in der sehenswerten Stadt Volubilis.
Die Bürger Marokkos sind zu 99% Muslime. Marokko ist allerdings tolerant und akzeptiert die freie Religionsausübung von Juden und Christen. In Marokko wird außerdem ein moderater Islam praktiziert. Es gilt die Einehe. In 2004 wurden Familienrechte erlassen und dadurch die Rechte der Frauen erheblich gestärkt. In der zweiten Kammer des Parlamentes gibt es 42 weibliche Volksvertreter. Islamismus ist offensichtlich keine wirkliche politische oder religiöse Gefahr. Der Begründer des Islam in Marokko war Moulay Idriss. Die nach ihm benannte Stadt, wo er begraben ist, gilt als heilige Stätte:
Meknès ist die kleinste der vier Königsstädte.
Das Donnerstagstor,...
...das Bab Mansour und der Place Lahdime
... sind sehenswert, besonders mit diesen Zukunftsaussichten.
Der Besuch in Rabat, der vierten sowie größten Königsstadt und gleichzeitig Hauptstadt Marokkos, beschließt die Rundreise. Die Stadtmauer umschließt die Kasbah:
Die Häuser in der Kasbah sind weiß-blau gehalten, denn das Indigo ist ein Mittel gegen die Mücken.
Wie man an diesen Straßen- und Brückenkonstruktionen erkennen kann, wollen Marokko und Rabat hoch hinaus und entwickeln die entsprechende Infrastruktur mit starken Investitionen aus den Golf-Staaten.
Im Mausoleum liegen die Könige Mohammed V. und Hassan II. begraben. Der heutige König Mohammed VI. steht für Toleranz, soziales Engagement, eine gemäßigte Anwendung des Islam und hat den Kampf gegen die Korruption aufgenommen.
Das Mausoleum
Die Staaten der “Arabellion” reden vom “Arabischen Frühling” mit ungewisser Aussicht auf Erfolg, in Marokko gewinnt man den Eindruck, dass er hier schon lange begonnen hat. Hoffen wir für dieses schöne und interessante Land, dass diese positive Entwicklung friedlich fortgesetzt werden kann.
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