Hans-Heinrich Dieter

Erfolge des Terrorismus´3    (13.09.2011)

Der Anschlag vom 11. September 2001 hat vor allem die USA aber auch die Weltöffentlichkeit geschockt und unser aller Leben verändert. Die USA haben die Herausforderung angenommen und dem Terrorismus mit ungeheurem personellem und finanziellem Aufwand sowie unter starken Einschränkungen der Freiheit und der Persönlichkeitsrechte, nicht nur der amerikanischen Bürger, den „Krieg“ erklärt. Dieser „Krieg“ wird inzwischen international mit erheblichen Verlusten geführt. Da ist es allzu verständlich, dass am 10. Jahrestag der Opfer von 9/11, aber auch des aufopfernden Einsatzes von Polizei, Feuerwehr und Militär der USA, und darüber hinaus der zahlreichen Opfer des Krieges gegen den Terrorismus gedacht wird.

Es sollte an sich eine stille Trauer und Andacht sein, aber in unserer       medienorientierten Welt  werden aus würdevollen Absichten sehr schnell  "laute" PR-Veranstaltungen.  In Deutschland beschäftigen sich  alle Talkshows mit allen Aspekten von 9/11. Ein "Spezial" folgt dem anderen. Es treten alle möglichen "Terrorismusexperten" auf. Das Boulevard-Fernsehen bringt entsprechende Katastrophen-Filme. Am Jahrestag selbst jagt in der westlichen Welt, mit Schwerpunkt natürlich in den USA, eine Veranstaltung die andere.

Die  Festnahme von zwei offenbar dilettantischen Terroristen in Berlin in der unmittelbaren Nähe des 10. Jahrestages von 9/11 erzeugt die unterschiedlichsten Reaktionen.  Viele Medien sehen einen vermutlich am Jahrestag geplanten Anschlag vereitelt. Der amtierende Senat hat wahltaktisch Gelegenheit, die Polizei, und damit indirekt sich selbst, zu loben. Innenpolitiker auf Bundes- und Landesebene nutzen die Gelegenheit für öffentlichkeitswirksame Auftritte. Die Polizeigewerkschaft fordert mehr Personal und im Zusammenwirken mit den bekannten parlamentarischen Aktivisten die Vorratsdatenspeicherung und Verschärfung vorhandener Gesetze. Fachleute allerdings beklagen die unnötig frühzeitige Festnahme der vermeintlichen Terroristen, die wertvolle Aufklärungsergebnisse verhindert hat.

Auch in den USA gehen die Behörden kurz vor dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 einer neuen Bedrohung durch Terroristen nach. Die Bedrohung sei spezifisch und glaubwürdig, aber nicht bestätigt. Es gebe möglicherweise eine Verbindung zum Terrornetzwerk al-Kaida.  Der New Yorker Bürgermeister Bloomberg nimmt die Hinweise sehr ernst und  fordert die Öffentlichkeit lediglich zur Wachsamkeit auf. Die amerikanische Bevölkerung ist trotzdem offensichtlich stark beunruhigt.

Außer in Afghanistan ist am 10. Jahrestag 9/11 kein nennenswerter Terroranschlag verübt worden. Das war aus Sicht der Terroristen auch überhaupt nicht erforderlich.

Terroristen wollen die als feindlich erachteten politischen Systeme und deren Bevölkerung möglichst nachhaltig und vielfältig schädigen. Sie wollen die Menschen verunsichern und verängstigen und möglichst ein Klima der Angst erzeugen. Terroristen erstreben möglichst große öffentliche Aufmerksamkeit für sich und  ihre teils krankhaften Ideen und verknüpfen das mit Nachwuchswerbung. Zum Erreichen dieser Ziele bedarf es nicht unbedingt des blutigen Terroranschlages, indirekte Methoden sind gleichermaßen erfolgreich und die kalkulierbaren Aktionen der "Feindpolitiker" spielen den Terroristen ohnehin in die Hände.

Die öffentlichen Ereignisse um den Jahrestag 9/11 sind dafür ein gutes Beispiel. Die spektakulären öffentlichen Veranstaltungen in den USA zeigen, wie verunsichert, tief getroffen und auch verängstigt die amerikanische Bevölkerung aufgrund von 9/11 ist und das führt den Terroristen und ihrer Anhängerschaft den nachhaltigen Erfolg ihrer spektakulären, blutigen Attacke gegen die Supermacht USA abermals deutlich vor Augen. Genau das wollen die Terroristen. Und wenn Präsident Obama seine Landsleute bei diesem Anlass zu Einigkeit und Zusammenhalt aufruft, dann können die Terroristen einen Anteil an der offensichtlichen Spaltung Amerikas für sich verbuchen. Wenn Behörden vorschnell und eher sich selbst absichernd vor Terroranschlägen warnen, geben sie den Medien Anlass für quotenorientierte Berichterstattung, wenig fundierte Diskussion und oberflächlichen Talk. Die Bevölkerung wird zwangsläufig verängstigt. So erzeugt der falsche Umgang von Politikern und Medien mit dem Terrorismus Angst in der Bevölkerung und die Terroristen selbst müssen überhaupt nicht in Aktion treten, um Angst und Schrecken zu erzeugen. Weltweite Aufmerksamkeit haben die Terroristen ohnehin durch das Fehlverhalten von Politik und Medien.

Wenn dann die Taliban zwei Tage nach dem für sie erfolgreichen Jahrestag 9/11 in Kabul spektakulär die US-Botschaft und andere Ziele angreifen und damit unter Beweis stellen, dass dort, wo die afghanischen Institutionen die Verantwortung haben, Sicherheit nicht gewährleistet ist und so die Rückzugsplanung der westlichen Staatengemeinschaft zweifelhaft erscheinen lässt, dann haben sie aus ihrer Sicht das richtige Ziel und den richtigen Augenblick gewählt - und doppelten Erfolg.

Die Folgewirkungen des Kreuzzuges gegen den Terror sind hinreichend diskutiert. Die Bilanz des Krieges der westlichen Welt gegen den Terrorismus ist insgesamt negativ und nicht ermutigend. Es ist an der Zeit,  politisch eine ehrliche Bilanz zu ziehen, diese nicht-öffentlich intensiv zu diskutieren, die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen und das Verhalten der Politiker möglichst an solchen Lehren zu orientieren. Die Medien werden dann hoffentlich die Problematik erkennen und sich selbst Zügel anlegen.

Die deutsche Polizei hat offensichtlich viel gelernt und seit 2001 mehrere Anschlagsversuche vereiteln können, mit Ausnahme des ersten tödlichen Anschlages mit islamistischem Hintergrund am Flughafen Frankfurt im März dieses Jahres. Politik und Medien sind leider bei weitem noch nicht so professionell im Umgang mit dem Übel Terrorismus.

(13.09.2011)

 

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