Hans-Heinrich Dieter

Verquatschte Politik   (15.02.2014)

 

Ex-Minister und Jurist Friedrich hat Informationen ĂŒber Ermittlungen gegen den ehemaligen SPD-Abgeordneten Edathy, also Dienstgeheimnisse, an SPD-Chef Gabriel weitergegeben. Es wurde Vertraulichkeit vereinbart. Gabriel gibt die ihm anvertrauten Dienstgeheimnisse an den damaligen Fraktionschef Steinmeier weiter und der sieht sich veranlasst, den damaligen parlamentarischen GeschĂ€ftsfĂŒhrer Oppermann (SPD) zu informieren. Oppermann ist auch Jurist aber hauptsĂ€chlich linker Parteipolitiker und ruft dann dreist den BKA-Chef Ziercke an, um sich das Dienstgeheimnis bestĂ€tigen zu lassen. Über den inhaltlichen Verlauf des GesprĂ€ches gibt es widersprĂŒchliche Aussagen.

Der Jurist Friedrich ist der Überzeugung, dass sein Verhalten politisch und rechtlich nicht zu beanstanden ist, tritt aber auf erheblichen politischen Druck zurĂŒck und ĂŒbernimmt damit politische Verantwortung. Ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, ist bisher offen. Friedrich hat Gabriel vertraut und das war ein Fehler. Die Weitergabe der Dienstgeheimnisse durch einen AmtstrĂ€ger ist wohl sogar strafbar.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht kein Fehlverhalten seiner Partei in der AffĂ€re um den ehemaligen Abgeordneten Edathy, weil weder er selbst noch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier oder Fraktionschef Thomas Oppermann Informationen ĂŒber Ermittlungen gegen Edathy an diesen weitergegeben hĂ€tten. Das ist bisher eine reine Behauptung. Aber darum geht es nicht alleine. Wenn Ex-Minister Friedrich Dienstgeheimnisse verraten hat, dann haben Gabriel, Steinmeier und Oppermann durch ihre "Plaudereien" zumindest Beihilfe zu diesem Geheimnisverrat geleistet und Oppermann muss sich außerdem rechtlich vorwerfen lassen, dass er den BKA-Chef zum Geheimnisverrat verleiten wollte. Ob einer dieser Politiker bzw. wer in der SPD Informationen an Edathy weitergegeben, ihm so die Gelegenheit eingerĂ€umt hat, Spuren zu verwischen, und sich dadurch möglicherweise einer Strafvereitlung schuldig gemacht hat, muss geprĂŒft werden. FĂŒr die SPD verlĂ€uft die AffĂ€re Edathy  nach Friedrichs Abgang nicht im Sande - wie gehofft - die Aufarbeitung des Skandals geht jetzt erst richtig los. Die Staatsanwaltschaft ist in Sachen SPD-Spitzenpolitiker erheblich in der Pflicht.

In diesem politischen Skandal sind offensichtlich so viele politische, behördliche und juristische Fehler, Dummheiten und UnzulĂ€nglichkeiten deutlich geworden, dass eine grĂŒndliche und umfassende AufklĂ€rung unumgĂ€nglich ist, um Schaden vom demokratischen System abzuwenden. Deswegen ist es gut, dass am kommenden Mittwoch die AffĂ€re im Innenausschuss des Bundestages zur Sprache kommt und hoffentlich ein Untersuchungsausschuss des Parlamentes eingesetzt wird.

Sachverhalte kommen in politischen Skandalen in Deutschland glĂŒcklicherweise meistens irgendwann und irgendwie ans Licht. In diesem Fall muss sich der Bundestag im Interesse der BĂŒrger und der politischen Hygiene schnell und intensiv um vollstĂ€ndige AufklĂ€rung bemĂŒhen. Und die "verquatschte Politik" sollte sich im eigenen Interesse disziplinieren.

(15.02.2014)

 

 

nach oben

 

zurĂŒck zur Seite Kommentare