Hans-Heinrich Dieter

Gartenzwerge?   (17.11.2015)

 

Wir sind jetzt aufgerufen, unseren französischen Nachbarn und Freunden alle Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen, um nach ihren freiheitlichen und demokratischen Wertvorstellungen gesichert weiterleben zu können. Kanzlerin Merkel hat „jedwede UnterstĂŒtzung“ bereits zugesagt. Da Frankreich sich nach eigener EinschĂ€tzung im „Krieg“ mit dem Islamischen Staat befindet, wird sich die Grande Nation nicht mit Trauerarbeit begnĂŒgen, es werden auch militĂ€rische Maßnahmen zu ergreifen sein. Verpflichtungen nach Artikel 5 des NATO-Vertrages werden bereits vorsichtig ins Spiel gebracht, es wird eine der globalen Terrorbedrohung entsprechende UN-Resolution angestrebt und weitere Beistandsmöglichkeiten werden auch beim heutigen Treffen der Verteidigungsminister der EuropĂ€ischen Union erörtert.

Die Teilnehmer des G20-Gipfels im tĂŒrkischen Belek haben sich zum Abschluss ihres Treffens darauf verstĂ€ndigt, im Kampf gegen den Terrorismus stĂ€rker zu kooperieren. Die Kontrollen im Grenz- und Luftverkehr sollen verschĂ€rft und die Zusammenarbeit der Geheimdienste ausgedehnt werden. Der IS soll außerdem von den internationalen Geldströmen abgeschnitten werden. Das ist sicher ein Anfang. Das veranlasst die Kanzlerin zu der frohen Botschaft, vereint seien die LĂ€nder stĂ€rker als der Extremismus. Konkreter wird Frau Merkel im Hinblick auf die versprochene „jedwede UnterstĂŒtzung“ allerdings nicht.

Offensichtlich ohne Absprache mit der Kanzlerin Ă€ußert Außenminister Steinmeier in BrĂŒssel bei einer Tagung mit seinen EU-Amtskollegen die banale PlattitĂŒde, dass der Kampf gegen den Terrorismus am Ende nicht militĂ€risch gewonnen werden könne. Und Steinmeier wiederholt natĂŒrlich reflexartig das Mantra, dass sich Deutschland nicht an den Angriffen auf IS-Stellungen beteiligen werde. Mit welchem Recht unterstellt Steinmeier, dass die Politiker anderer Staaten so dumm sind zu glauben, der IS-Terrorismus sei nur mit militĂ€rischen Mitteln unschĂ€dlich zu machen. Unser „Außenillusionist“ selbst ist offenbar nicht in der Lage zu begreifen, dass politische BemĂŒhungen gegebenenfalls militĂ€risch unterstĂŒtzt oder ein politischer Erfolg erst durch militĂ€rische Anstrengungen herbeigefĂŒhrt werden muss.

Es ist eine sehr gefĂ€hrliche Illusion zu glauben, dass der IS-Terror einen Bogen um Deutschland macht, weil wir uns am Bombardement des IS in Syrien nicht beteiligen. Wir sind bisher wahrscheinlich nur ein nachrangiges Ziel, weil wir in Deutschland eine angenehme Umgebung fĂŒr terroristische SchlĂ€fer bieten, muslimische Parallelgesellschaften zulassen, wo Islamisten untertauchen können und gegen Salafistenhochburgen wie in Bonn, in Aachen, in Wuppertal und im Ruhrgebiet zu lange nicht konsequent vorgegangen sind. In dem Zusammenhang verdrĂ€ngen wir immer gerne, dass die HauptattentĂ€ter vom 9/11 aus Deutschland kamen. Terrorismus in unserer vernetzten und globalisierten Welt macht vor unserem Vorgarten nicht Halt, auch wir sind im Fadenkreuz und sollten nicht nur von den gemeinsamen Anstrengungen zur BekĂ€mpfung des Terrorismus und von unserer gestiegenen sicherheitspolitischen Verantwortung reden. Wir sollten uns als verlĂ€ssliche Partner auch am scharfen Ende dieses wohl sehr langfristigen Kampfes einbringen und der muss mit allen Mitteln gefĂŒhrt werden.

Wir mĂŒssen Recht und Ordnung in Deutschland durchsetzen und die Sicherheit unserer BĂŒrger in Freiheit gewĂ€hrleisten. Wir mĂŒssen uns auf der Grundlage unserer christlich-jĂŒdischen Kultur mit allen Formen und Spielarten des Islam auseinandersetzen und zusammen mit den moderaten und sĂ€kularen Muslimen in Deutschland einer Radikalisierung von perspektivlosen muslimischen Jugendlichen entgegenwirken. Dazu mĂŒssen wir auch die Anstrengungen zur Integration von muslimischen und arabischen Migranten und FlĂŒchtlingen verstĂ€rken. Wir mĂŒssen mit allen gesetzlichen Möglichkeiten gegen Islamisten in Deutschland vorgehen und verhindern, dass Terroristen aus Deutschland in unserem Land und bei unseren Partnern AnschlĂ€ge verĂŒben. Und wir mĂŒssen uns direkt beteiligen, wenn es gilt den Islamischen Staat und andere Terrorgruppen auch mit militĂ€rischen Mitteln niederzuringen. Die freie Welt darf keinen Zweifel daran lassen, dass wir fest entschlossen sind, unsere Werte und unsere Freiheit mit allen Mitteln - wenn nötig auch offensiv - zu verteidigen. Wenn Russland sich partnerschaftlich in diesen Kampf einbringen will, dann sollten wir das nutzen.

Ob und wie Deutschland sich in die militĂ€rische BekĂ€mpfung des IS-Terrors einbringt, sollte auf der Grundlage von BeschlĂŒssen der EU und der NATO sowie auf der Grundlage einer UN-Resolution von der deutschen Volksvertretung diskutiert und entschieden werden. Ob Deutschland dann noch solidarisch mutig und risikobereit zur Zusage „jedweder UnterstĂŒtzung“ steht oder von unseren Partnern eher in die Kategorie „Gartenzwerge“ eingeordnet wird, bleibt abzuwarten.

(17.11.2015)

 

 

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