Hans-Heinrich Dieter

Er ist halt die Büroklammer!   (09.01.2014)

 

Der Spitzname des Ex-Verteidgungsministers de Maizière ist "Büroklammer" - und er geht wie er war. Beim Empfang anlässlich seines Großen Zapfenstreichs lobt ihn seine Nachfolgerin - wie üblich - über den grünen Klee, aber sie tut des Guten, zumindest nach militärischem Geschmack, zu viel. De Maizière zeigt sich gerührt und meint trocken, Frau von der Leyen habe ihn gut getroffen.

Der Ex-Verteidigungsminister ist offensichtlich enttäuscht über seine Zurücksetzung durch Kanzlerin Merkel und das bringt er wenig selbstkritisch und beherrscht zum Ausdruck. Er sagt zwar, dass ihm die Bundeswehr "ans Herz gewachsen", ja sogar "ins Herz gewachsen" sei, kann sich aber doch mit einer neuerlichen herben Kritik an den Soldaten nicht zurückhalten. Im Hinblick auf die große Unzufriedenheit in der Bundeswehr mit seiner Reform meint er den Soldaten abschließend ins Stammbuch schreiben zu müssen: "Ziel der Neuausrichtung war es nicht und konnte es nicht sein, die Zufriedenheit der Soldaten und Mitarbeiter zu erhöhen. Ziel ist es, den Auftrag der Bundeswehr zu erfüllen." Und da ist er wieder, der Appellator, der Minister mit dem ausgeprägten Selbst- und Sendungsbewusstsein, der gegen die vermeintliche Weinerlichkeit der Soldaten zu Felde zog und dabei strenge Appelle an das Führungspersonal der Bundeswehr richtete, doch endlich gut zu führen. Und so macht er den ans Herz gewachsenen Soldaten wie ein gestrenger Vater jetzt noch einmal deutlich, dass an sich nur er den Auftrag der Bundeswehr als Ziel der Neuausrichtung richtig verstanden hat, während es den weicheiigen Soldaten wohl eher um Kuschelrahmenbedingungen des Dienstes geht. Von den Inhalten seiner zahlreichen Appelle hat der Ex-Minister allerdings wenig verinnerlicht, denn es geht bei gutem Führen im militärischen Bereich immer auch um den gegenseitigen Respekt und den entsprechenden Umgang sowie um verständnisvolle Kommunikation miteinander. An diesem Umgang und der gelungenen Kommunikation hat es gefehlt. Vielleicht auch von "Büroklammer" nicht zu erwarten.

Und de Maizière, von den Medien auch schon mal als "Minister Ahnungslos" bezeichnet, muss natürlich auch auf seine Rolle bei der Drohnen-Affäre eingehen: "In der Bundeswehr ist natürlich vieles nicht in Ordnung, nicht nur im Rüstungsbereich, das ist normal für Institutionen dieser Größenordnung." Als Ex-Minister hat er natürlich versucht, die vielen Missstände durch Appelle zu beseitigen: "Wir brauchen wieder eine Organisationskultur, die diejenigen belohnt, die Mut beweisen und Verantwortung übernehmen." Die Organisationskultur hat er dann auch folgerichtig durch die Neuausrichtung des Ministeriums gewährleisten wollen. Bei der Behandlung der Euro-Hawk-Affäre wurde diese Neuausrichtung des Ministeriums und der Bundeswehr dann aber einem regelrechten Stress-Test unterzogen, mit sehr negativen Auswirkungen zu Lasten der Bundeswehr.

Das neuausgerichtete Ministerium wurde seiner Verantwortung im Zusammenhang mit dem Euro-Hawk nach der Auffassung des Parlamentes nicht gerecht. Die zuständige Abteilung unter Führung eines zivilen Abteilungsleiters begleitete das Milliardenprojekt offensichtlich mit zu wenig Sachverstand und mit unzureichender Sensibilität im Hinblick auf die Beteiligung des Parlamentes. Der zuständige beamtete Staatssekretär hatte offensichtlich anderes zu tun, als sich zu kümmern und den gesamtverantwortlichen Minister informiert und problembewusst zu halten. Der Minister wollte nichts gewusst haben, wollte aber auch nichts wissen, denn er hatte ja wohl nicht intensiv nachgefragt, als Probleme bekannt wurden. Der Minister sicherte sich ziemlich kleinteilig nach unten ab, indem er Schuld zuschob, ohne Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen.

Fazit, der Minister hatte ganz offensichtlich mit seiner Neuausrichtung nichts so richtig gut organisiert, denn am Ende war er selbst nicht mehr verantwortlich und verhedderte sich in Spitzfindigkeiten und sehr kleinteiligen Wortklaubereien. Später bedauerte de Maizière, dass er sich wohl etwas unklar oder missverständlich ausgedrückt habe. Aber es ging um mehr, es ging um die Wahrnehmung von Verantwortung im Verteidigungsministerium. Und da enttäuschte de Maizière, denn er wurde den in vielen Reden vollmundig propagierten Ansprüchen selbst nicht mehr gerecht. Vielmehr zeigte er sich als tricksender "Ausredenkünstler", der ums Überleben kämpft.

Deswegen kann man sich nun auch nicht so richtig vorstellen, dass Soldaten mit gesundem Menschenverstand und Urteilsvermögen den Minister von einem beabsichtigten Rücktritt abgehalten haben sollen. Aber für ihn ist die "Geschichte" ein schöner Beweis dafür, dass er an sich alles richtig gemacht hat. In Anlehnung an das bekannte Kirchenlied schlich sich da beim Zuhörer irgendwie das Gefühl ein, de Maizière wolle zum Ausdruck bringen: Großer Gott, ich liebe mich - trotzdem!

Verteidigungsministerin von der Leyen würdigte de Maizières Reformwerk: "Es wird keine Reform der Reform geben. Das ist eine gute Nachricht für die Bundeswehr. Das ist Dein Erfolg." Ob das eine gute Nachricht ist, wird erst dann zu beurteilen sein, wenn die vielen erforderlichen und teilweise umfangreichen Nachsteuerungen gelingen und die Bundeswehr auf Dauer das Personal in Qalität und Quantität bekommt, das sie zur zufriedenstellenden Auftragserfüllung unbedingt braucht.

Die gute Nachricht für die Bundeswehr ist aber, dass im Hinblick auf Führungskultur mit gegenseitigem Respekt und dem entsprechenden Umgang miteinander sowie mit verständnisvoller Kommunikation ein neuer Ansatz gelingen kann.

(09.01.2014)

 

 

nach oben

 

zurück zur Seite Klare Worte