Hans-Heinrich Dieter

Antisemitismus-Vorwurf   (03.08.2014)

 

An den laufenden Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe nimmt Israel nicht teil. US-Außenminister Kerry ist schon lange kein ernstgenommener Gesprächspartner der rechtsradikalen Koalition mehr. Israel hat sich durch seine friedensfeindliche Siedlungspolitik inzwischen ziemlich isoliert und isoliert sich durch die unverhältnismäßige Gewaltanwendung im Gaza-Streifen weiter. Der Staat Israel wurde wegen mehrfachen Beschusses von UN-Schulen, die als Flüchtlingsunterkunft dienen, mehrfach berechtigt an den internationalen Pranger gestellt. An Israel prallt internationale Kritik zu Verletzungen des internationalen Rechtes und des Völkerrechtes sowie Vorwürfe im Hinblick auf Kriegsverbrechen der israelischen Streitkräfte im Zusammenhang mit der Gaza-Offensive ab. Und an Appellen und Vorschlägen des Außenministers der in dieser Region wenig einflussreichen Bundesrepublik Deutschland ist überhaupt niemand interessiert. Im Zusammenhang mit Deutschland interessieren offensichtlich hauptsächlich Antisemitismus-Vorwürfe.

In Deutschland wird in der politischen Öffentlichkeit und in den Medien durchaus Kritik am Vorgehen Israels geübt. Diese Kritik ist aber mit Rücksicht auf unsere Geschichte und aus Angst vor Antisemitismus-Vorwürfen öfter verhalten und manchmal unehrlich. In Deutschland schrecken wir geradezu auf, wenn Alfred Grosser feststellt, dass Israel „zurzeit große Kriegsverbrechen“ begeht, oder wenn UN-Generalsekretär Ban Ki Moon einen Angriff der IDF scharf verurteilt: "Dies ist ein Skandal in moralischer Hinsicht und ein Verbrechen." Der Beschuss der Schule stelle einen "erneuten flagranten Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht" dar.

In Deutschland gibt es, wie in anderen europäischen Ländern Antisemitismus. Judenfeindliche Stimmung wurde zuletzt im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen den Gaza-Konflikt deutlich. Dabei nutzen sowohl rechts- und linksradikale Hetzer wie auch muslimische Migranten die Situation für judenfeindliche Parolen und Hasstiraden. Gegen solchen Missbrauch der Meinungsfreiheit müssen wir uns mit allen Mitteln unseres Rechtsstaates wehren.

Wenn sich aber der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie jüdische Verbände und Gemeinden lediglich entsetzt zeigen über solche Auswüchse und es an jeder kritischen Äußerung am unangemessen harten militärischen Vorgehen der israelischen Streitkräfte auch gegen die palästinensische Zivilbevölkerung mit zahlreichen unschuldigen Toten fehlen lassen, dann entsteht leicht der Eindruck, dass deutsche Bürger mosaischen Glaubens das israelische Handeln gegen internationales Recht befürworten. Dann wird israelisch mit jüdisch gleichgesetzt, obwohl das derzeitige politische und militärische Handeln Israels wenig mit jüdischem Glauben und seinen moralischen Grundsätzen zu tun hat. Durch kritiklose Israeltreue verstärkt der Zentralrat der Juden den latenten Antisemitismus leider nur noch.

(03.08.2014)

 

 

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