Thailand (Februar 2010)
Wenn man aus dem trockenen deutschen Winter bei ungefähr -1° Celsius
Sankt Augustin, 01.02.2010
in den tropischen Winter Bangkoks mit +35 ° Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit fliegt, dann spürt man die Klimaveränderung hautnah.
Bangkok, 02.02.2010
Reisende, die schon in Indien und China waren, finden sich in Südostasien sofort zurecht und es ist gut, dass wir die ersten Eindrücke dieser Region in der modernen südostasiatischen Welt der thailändischen Hauptstadt gewinnen können.
Bangkok ist mit seinen 12 Millionen Einwohnern quirlig bis chaotisch, lebendig, farbenfroh, eine echte Metropole mit allen Gegensätzen sowie Vor- und Nachteilen.
Markt...
...und Mall
chic...
...und hässlich
chaotisch...
...und idyllisch
In Bangkok ist es sauberer als in Neu Delhi und weniger spektakulär, von der Hochhausarchitektur her, als in Shanghai oder Hongkong. Aber es gibt - anders als z. B. in Shanghai - Kläranlagen.
Auch das ist Normal-Bangkok
Trotz der Sauberkeit leben die Menschen teilweise in sehr heruntergekommenen Blocks. Und auch hier gibt es Slum-Viertel neben Reichtum und Zukunftsperspektive. 60 % der Autos Thailands sind in Bangkok zugelassen, das führt zu regelmäßigem Verkehrschaos und Umweltbelastungen. Gott sei Dank weichen die meisten Bürger auf Motorroller sowie Mopeds aus und mehr und mehr Autos fahren mit Gas.
In Thailand, aber hauptsächlich in Bangkok, beherrschen Thai chinesischer Abstammung den Markt. 50 % der Einwohner Bangkoks sind Chinesen, im ganzen Land sind es etwa 25%. Das wird natürlich in Chinatown besonders deutlich.
Chinesisches Neujahrsfest in Chinatown
Hier wird mit allem gehandelt, womit genug gutes Geld zu verdienen ist.
Hier wird ständig gekocht und gegessen, dabei schmeckt es offensichtlich.
Und viele Chinesen pflegen ihre eigene buddhistische Mahayana-Tradition.
Bangkok Chinatown im Wat Traimit (Anstoß für mein Sporttraining)
Bangkok wird auch "Venedig des fernen Ostens" genannt. Der Chao Phraya-Fluss ist eine wichtige und viel befahrene Lebensader der Stadt.
Von diesem Fluss gehen mehrere Khlongs ab, in denen eine ganz eigene, teilweise auch idyllische Lebenskultur gepflegt wird.
Mit Hausaltar und Leguan als Haustier
Thailand ist eine konstitutionelle Monarchie mit einer Tradition von Militärputschen, aber ansonsten mit „gelebter Demokratie“. Das Land wirkt zivilisiert, entwickelt und in den Städten modern. Bangkok ist seit 200 Jahren Hauptstadt und Sitz der Könige. Die Thailänder sind nicht nur sehr stolz auf ihr Land, sondern verehren auch ihren König Bhumibol. Im Stadtbild sind sehr häufig Nationalflaggen und große Abbildungen des Königs und seiner Familie zu sehen.
Trotz der Hochachtung vor der Monarchie gibt es eine starke Bewegung, die das Königtum nach König Bhumibol offenbar in Frage stellt, weil der Prinz vom Volk nicht geliebt wird und man sich die im Volk beliebte Prinzessin nicht als Königin vorstellen kann. Dabei haben die Könige, die alle in Westeuropa oder in den USA intensiv ausgebildet wurden, sicher einen hohen Anteil an der ständigen Modernisierung Thailands und seiner politischen und wirtschaftlichen Öffnung nach Westen. Eine Entscheidung eines in England ausgebildeten Königs um 1900 war allerdings weniger gut, es herrscht Linksverkehr.
Wie auch immer sich die Dinge entwickeln, das "königliche" Bangkok mit Palästen, Residenzen und dem König vorbehaltenen Tempeln, ist allein schon einen Besuch wert.
Ein Teil des Königspalastes
Großer Palast und Wat Phra Kaeo
Der Theravada-Buddhismus, zu dem sich 94 % der thailändischen Bevölkerung bekennen, beeinflusst große Bereiche des Thai-Alltags und bestimmt auch die Kultur im Lande.
Auch wenn der Theravada-Buddhismus praktisch "Staatsreligion" ist, sind auch starke kulturelle Einflüsse des Hinduismus und Animismus, insbesondere bei den Bergvölkern im Norden Thailands, festzustellen.
Diese Einflüsse über die Jahrhunderte werden in der sakralen Architektur besonders deutlich. In Nord- und Nordost-Thailand haben die Khmer (9. bis 13. Jahrhundert) großen Einfluss ausgeübt und zahlreiche Heiligtümer geschaffen.
Lopburi, Tempel für die Hindugöttin Kala
Die Affen fühlen sich hier wohl
Lopburi: Opfergaben für die Hindugöttin Kala
Phitsanulok, Wat Phra Sri Mahathat
Sukothai, Wat Si Sawai Khmer
Sukothai, Wat Si Sawai Khmer
In der ehemaligen Hauptstadt des ersten Königreiches Sukothai (13. bis 15. Jahrhundert) hat sich eine eigene sakrale Thai-Baukunst entwickelt. Dieser Stil wird in den Tempelanlagen deutlich, die Wat genannt werden und über ein Bot – Gebetshaus nur für Mönche –, ein Wihan - Versammlungs- und gebetshaus für Gläubige und Mönche – und Chedi - Bauten zur Aufbewahrung von Reliquien und der Asche Buddhas - verfügen. Die Wat sind gleichzeitig friedvolle Klosteranlagen und Schule mit Bibliothek und anderen kulturellen Einrichtungen. Der historische Park in der früheren Altstadt ist seit den 90er Jahren UNESCO-Weltkulturerbe. Hier kann man in der weitläufigen Anlage eine wahre "Wat-Wanderung" machen.
Wihan und Bot
Die Lotusblüte ist ein wichtiges Symbol des Buddhismus
Chedi im Hintergrund zur Aufbewahrung von Reliquien
Phitsanulok, Wat Phra Sri, Wandelhalle
Sukothai, Wat Mahathat
Buddha und Chedi
Sukothai, Wat Mahathat
Sukothai, Wat Sra Sri, sehr eleganter Buddha
In der späteren Hauptstadt Ayutthaya (14. bis 18. Jahrhundert) wurde der Stil weiterentwickelt und verfeinert. Diese Stilrichtung finden wir auch in den bedeutenden Tempelanlagen Chiang Mais.
Liegender Buddha beim Übergang zum Nirwana
Wat Phrathat auf dem Hügel Doi Suthep
Prunkvolle Verzierungen und Holzschnitzerein
Wat Phrathat auf dem Hügel Doi Suthep, Glockenturm
Nach der Zerstörung Ayuttayas bauten die Thai in der neuen Hauptstadt Bangkok (Ende des 18. Jahrhunderts bis heute) großartige Tempelanlagen im prächtigen Bangkok-Stil. Ein Musterbeispiel dafür sind der Wat Phra Kaeo und der Wat Pho.
Grimmige Tempelwächter und prachtvolle Staffeldächer im Wat Phra Kaeo
Chedi für Mitglieder der königlichen Familie
Bot und Chedi
Prachtvolle Intarsienarbeiten im Wat Phra Kaeo
Der Tempel für den Smaragd-Buddha
Königliches Pantheon
Wat Phra Kaeo, Wandmalerei
herrliche Staffeldächer im Wat Pho
Farbenpracht im Wat Pho
Liegender Buddha, 64 Meter lang, vergoldet, füllt den gesamten Wihan
Vergoldeter Buddha im zentralen Bot, dem die Mönche huldigen, Wat Pho
Buddha-Galerie im Wat Pho
Der Buddhismus ist aber nicht nur hoch geachtete Lebensphilosophie mit 227 Lebensregeln und Rückhalt für die Bevölkerung, sondern auch ein riesiges Geschäft. Von den 40 000 Tempelanlagen sind nur 10 staatliche Anlagen, davon 6 allein in Bangkok. Alle anderen finanzieren sich aus Spenden der zu großen Teilen auch sehr armen Bevölkerung. Wer aber in einem höheren und besseren Status wiedergeboren werden will, kommt um die ständige Aneinanderreihung von guten Taten - und spenden ist da am einfachsten - nicht herum. Davon profitiert die Sangha, die Gemeinschaft der ca. 250 000 Mönche.
Diese Mönche sind Vertreter Buddhas auf Erden und leben nach seinen Regeln. Sie spenden Segen und ihr Lebensunterhalt wird durch Spenden und tägliche Nahrungsmittelalmosen gewährleistet. Nicht die Mönche bedanken sich für die Almosen, sondern die gläubigen Menschen bedanken sich bei den Mönchen, dass sie die Spende als gute Tat akzeptieren.
dankbar sind die Spendenden
Geldspende ist die bequemste gute Tat
In den Wats dreht sich vieles um Geld
Reiche Thai können hier ein Urnengrab teuer kaufen
Kreislauf: kaufen, opfern, erneut verkaufen
Man kann hier einen Segen abholen und Wasser kaufen
Es ist eine Ehre für die Familie, wenn zumindest ein Sohn für längere Zeit Mönch ist, das wirkt sich auch sehr positiv auf das "Gute-Taten-Konto" der Eltern aus. Ärmere Familien, die die Schulausbildung ihrer Kinder nicht oder nur teilweise finanzieren können, lassen ihre Söhne Novizen werden. Dadurch erhalten sie eine gute Schulausbildung neben der intensiven religiösen Bildung. So erfüllt die Gemeinschaft der Mönche auch wichtige soziale und gesellschaftliche Funktionen.
Sehnsüchtiger Blick in die Freiheit Chiang Mais
Eine zusätzliche Versuchung, aber unter Kontrolle
Novizen bei der Fahrt zur Ausbildung
Auch Novizen haben weltliche Bedürfnisse
Thai sind aber nicht nur sehr gläubig, sie sind auch gutgläubig und in hohem Maße abergläubig. Da der Buddhismus keinen Exklusiv-Anspruch erhebt, huldigen die meisten Thai auch Nebengöttern, um sich vor dem Einfluss böser Geister zu schützen und um Glück und Wohlergehen in allen möglichen Lebenslagen zu bitten. Den täglichen Bedarf decken die Hausaltäre für die Schutzgeister.
Der Hausaltar für Schutzgeister
Der große Bedarf wird jederzeit gedeckt
Auch Khlong-Bewohner brauchen Schutz und Glück
Auf unserer Reise durch den fruchtbaren tropischen Monsungürtel haben wir die Region Bangkok, das Untere (Ayutthaya) und das Obere Menambecken (Sukothai), sowie den Nordwesten (Chiang Mai) und Norden (Chiang Rai) Thailands kennengelernt.
Das Menam-Becken beiderseits des Chao Phraya ist eine eher eintönige Landschaft, die hauptsächlich für Reisanbau genutzt wird. Thailand ist der sechstgrößte Produzent und bedeutendste Reisexporteur der Welt. Boden und Klima erlauben drei Reisernten im Jahr. Davon können 65% der Bevölkerung ganz gut leben.
fröhliche Reispflanzerin
eine mühselige Arbeit
überall Reisfelder
Reisfelder so weit das Auge reicht und es reicht wie in Ostfriesland ziemlich weit. Die Dörfer liegen im Zuge der etwas erhöht gebauten Straßen, da die Felder in der Monsunzeit großflächig geflutet sind.
nach der Arbeit
Straßendorf
Im Nordwesten und Norden erstrecken sich die bergigen, tropisch bewachsenen Ausläufer des Himalaya bis in Höhen von 1000 Metern. Hier ist die Landschaft reizvoll und kleinflächig landwirtschaftlich genutzt. Das vorwiegend wachsende Teakholz dient heute noch für den Hausbau und wird auch exportiert. Die Dörfer sind malerisch, schmuck und sauber. Die Bergvölker leben allerdings in schwer zugänglichen Regionen und da ist es wohl häufig schwer, den gesellschaftlichen Standards gerecht zu werden.
Anbau in den Bergen
Mae Salong im Norden des Landes
Hütte in Mae Salong
Die Einrichtung in den Berghütten ist einfach, aber sauber
Terrasse mit Bergblick
Es gibt auch Christen unter den Bergvölkern
Und diese Standards sind vergleichsweise hoch. Es herrscht 9-jährige Schulpflicht. Die vielen Schüler in Schuluniform sind täglich 8 Stunden in der Schule. Die Analphabeten-Rate liegt bei nur ca. 3 %, mit die niedrigste in Asien
Schulkinder im Wat Pho
Schulkinder unterwegs
Auch die Kleinsten haben schon ihre Uniform
Problematisch ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung in den entlegenen Bergregionen. Hier kommt in der Regel ein Doktor einmal im Jahr zum Impfen. Diese Bevölkerungsteile sind auf Naturheilmittel und -verfahren angewiesen. Über die Jahre hat sich das Gesundheitssystem aber kontinuierlich verbessert, seit 2006 gibt es eine kostenlose ärztliche Grundversorgung. Malaria und Cholera konnten zurückgedrängt aber nicht ausgemerzt werden.
Das alltägliche Leben macht den Reiz und Charme des Landes aus. Hier einige Eindrücke:
Transport von Landarbeitern
Der Sonnenschutz kann nicht groß genug sein
Gegrillte Käfer und Heuschrecken wären bei uns kein Snack
Maden schon überhaupt nicht
Die gebratene Büffelhaut und die scharf gewürzten Heuschrecken sehen nur auf Distanz ganz appetitlich aus
Wirkliche Delikatessen
schöne Idylle
Farbenfreude
Kleiner Grenzverkehr mit Myanmar
Sehr anstrengender und schweißtreibender...
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...aber durchaus einträglicher Einzelhandel .
Ein wirkliches Problem ist das Ungleichgewicht der Geschlechter, auf 6 Frauen kommt ein Mann. Trotzdem liegt das Bevölkerungswachstum bei 0,7% und 22 % der Bewohner des Landes sind unter 15 Jahren. Das aufstrebende Industrieland hat sicher Zukunft.
Der kleine Thai findet sicher eine Partnerin
Es ist hochinteressant, dieses insgesamt schöne, bunte, exotische, quirlige Land mit seinen gelassenen, freundlichen Menschen zu besuchen. Der Reisende ist gern gesehener Gast und kann sich wohl fühlen.
Nach anstrengendem Pflastertreten hilft Dr. Fish
(25.02.2010)
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