
Bratislava - am Primatialne Nameste
Bei der Einreise aus Tschechien in die Slowakei gibt es natürlich keine Grenzkontrollen. Nur die Hinweisschilder auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, ein einfaches Schild „Slovenska republica“ im EU-Kranz und ein verlassenes Zöllnerhäuschen markieren den Grenzübertritt.
Nach unseren ersten Eindrücken erscheinen die Autobahnen deutlich besser, die Landstraßen vergleichbar holprig und die Dörfer in der nördlichen Region der Westslowakei sogar noch etwas „grauer“ als in Tschechien.
Wenn man dann durch die Außenbezirke Bratislavas fährt, fühlt man sich in einer modernen, wirtschaftlich prosperierenden Metropole. In diesem neuen Wirtschaftsgürtel um das alte Bratislava wird investiert. Hier finden sich alle großen Marken und Firmen, die am Aufschwung des „Tatra-Tigers“ teilhaben wollen.

UFO-Aussichtsturm auf der Donaubrücke
Blick über Alt-und Neustadt vom Burgberg aus
Bratislava hat eine bedeutende Geschichte aber über die Jahre der langen Zugehörigkeit als Provinz zum Königreich Ungarn und dann zur Doppelmonarchie ist die Stadt eher zur Regionalhauptstadt geworden und den Eindruck vermittelt Bratislava in seinem kleinen Altstadtkern mit der überschaubaren Anzahl von Sehenswürdigkeiten heute noch. Wenn man allerdings bedenkt, dass die kommunistischen Politiker während der 70-jährigen Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei Bratislavas Altstadt mutwillig zerstört haben, dann muss man die große Restaurationsleistung im Hinblick auf Teile der Altstadt anerkennen. Deswegen liegen auch hier schön und trostlos oft dicht beieinander. Trotzdem hat Bratislavas Altstadtkern mit der noch farbnassen Burg viel Charme, und die Plätze, die Sakralbauten und die lauschigen Ecken haben Charakter.

Die frisch gestrichene Burg
Der schöne Hauptplatz...
...mit dem Alten Rathaus
Im Vergleich zu Prag hält sich der touristische Andrang sehr in Grenzen allerdings wird der offensichtliche touristische Bedarf auf dem schönen Hauptplatz durch Kitsch-Buden umweltstörend gedeckt. Tourismus ist wichtig und immer ein wenig schädlich zugleich.

Die andere Ansicht des Hauptplatzes...(muss wohl auch sein)
In Bratislava lässt es sich gut leben:

Flanieren auf dem Hviezdoslavovo Namesti...

...durch lauschige Gassen bummeln...

" Rabenmutter"

...interessante und nette Skulpturen finden.
Von Bratislava aus erkunden wir zunächst die Westslowakei mit der großen Tiefebene der Donau, dem weiten Tal der Va´h (Waag) und den Hügeln der Kleinen Karpaten. Diese Region der Slowakei ist am weitesten entwickelt und wird industriell genutzt.
Die Universitätsstadt Trnava (Tyrnau) enttäuscht vom Stadtbild ein wenig. In der Altstadt sind eine ganze Reihe von Gebäuden verwahrlost, der Dreifaltigkeitsplatz ist sehr uneinheitlich gestaltet und ist ein gutes Beispiel für nicht reparierbare Bausünden der frühen Nachkriegsjahre – wie bei uns auch.

Trnava St. Nikolaus
Trnava Sankt Nikolaus-Platz
Die Wirtschaft der Slowakei boomt – auch dank eines neoliberalen Einheitssteuersystems – aber bei Fahrten übers Land und in den kleinen Städten fällt auf, dass das Geld für Bauerhaltung offenbar an allen Ecken und Enden fehlt.
Die Burg Smolenice liegt in der schönen Gegend der Kleinen Karpaten, ist aber Tagungsort und nicht zugänglich.

Viele große Mohnfelder haben wir gesehen, hier bei Smolenice
Smolenice mit Burg
Das bekannte Piestany (Bad Pistyan) bietet sicher gute Kuren, ist aber kein lohnendes touristisches Ziel, weil nichts so richtig sehenswürdig ist.
Trencin (Trentschin), dessen Geschichte bis in die Römerzeit zurückreicht, hat eine gut erhaltene Altstadt und eine gewaltige gotische Burg, die erst kürzlich restauriert wurde.

Die Burg oberhalb Trencin...
...und die hübsche Innenstadt, hier der Marktplatz
Dagegen ist die Burgruine Beckov weniger spektakulär. Sie liegt auf einem Steilfelsen und allein die Vorstellung von der Bauleistung nötigt Respekt ab.

Man kann am Fuße des Felsens in einem Hotel stilvoll und gut essen...

...oder auch klettern.
Es gibt in der Westslowakei Burgen und Schlösser en masse, man kann nicht alle sehen wollen. Die bekannten alten Städte mit Geschichte haben ohnehin alle ein Schloss oder eine Burg, einen Hauptplatz, eine Hauptkirche sowie eine Dreifaltigkeitssäule und/oder eine Pestsäule. Man kann sich also durchaus auf die wesentlichen Städte beschränken und sieht dort neben den Sehenswürdigkeiten auch noch Menschen im Alltag.
Nitra ist eine solche Stadt mit Geschichte seit dem 7. Jahrhundert.
Aber auch hier stören eklatante Bausünden das Bild. Und wir gewinnen den Eindruck, dass die wichtigen Plätze mit Kulturgütern in Tschechien stilechter und harmonischer gestaltet und restauriert sind.
Kontraste beherrschen das Bild in Nitra:
Nitra Sankt Emmeram
Das Theater
Nitra - alt- vom Schlossberg aus
Nitra - weniger alt- vom Schlossberg aus
Die Mittelslowakei ist vor allem eine Bergregion mit der Velka (Großen) Fatra und der Mala (Kleinen) Fatra, die im Norden von der Hohen Tatra, dem höchsten und gewaltigsten Gebirge der Slowakei, beherrscht wird.

Die Velka Fatra
Mala Fatra
Mala Fatra
Hohe Tatra

Leider wurde sehr intensiv gerodet

Die Hohe Tatra
Das kulturelle und urbane Herz der Mittelslowakei ist Banska Bystrica. Die wirklich besuchenswerte Stadt ist voller historischer und kultureller Sehenswürdigkeiten. Hier ist es außerdem gelungen, die Kulturgüter im Altstadtbereich mit modernem Stadt- Leben gut zu verbinden.

Banska Bystrica Burgkomplex
...der schöne Hauptplatz
Kunst an der Fassade
Das Erlebnis von Baska Bystrica hat richtig Freude bereitet.
Ein Besuch von Banska Stiavnica mit seinem Weltkulturerbe...

Hauptstraße in Banska Stiavnica

Dreifaltigkeitsplatz

"Überblick" Banska Stiavnica
...der Kleinstadt Zvolen mit Schloss Zvolen...

Stadtbild Zvolen mit Schloss
...und des von der UNESCO geförderten Bergdorfes Vlkolinec ...


Dorfstraße mit den alten bemalten Häusern in Vlkolinec
der Friedhof am Dorfrand
...vervollständigen den Eindruck dieser geschichtsträchtigen Bergregion mit schöner Natur.
Auch die Ostslowakei hat viel schöne Natur und herausragende Kultur zu bieten. Während Poprad eine industriell geprägte Stadt ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten ist, kann man in Kezmarok...

Hauptplatz in Kezmarok
...und auch im Weltkulturerbe Levoca...

Thurzo-Haus in Levoca
Hauptstraße

der alte Schandpranger (für Frauen) am Rathaus
...erste gute Eindrücke von der Ostslowakei gewinnen.
Auch die Burg Spis inmitten wunderschöner Landschaft ist inzwischen UNESCO Weltkulturerbe:

klassisch schön...
...in schöner Umgebung!
Kosice, die heutige Regionalhauptstadt der Ostslowakei und auch ihr kultureller Mittelpunkt, ist nicht nur die zweitgrößte Stadt der Slowakei, sondern sicher auch die zweitschönste. Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten befinden sich alle im sehr schönen Altstadtkern.
Der gotische Elisabeth-Dom ist eine wirklich schöne Kirche und er ist das gotische Gotteshaus, das in der Slowakei am stilreinsten erhalten ist.

Kosice: Elisabethdom mit St. Michaelskirche davor

das Portal zum Elisabethdom
Anders als in den meisten sehenswerten Städten der Slowakei hat Kosice nicht nur einen schönen Kern, sondern auch viele gut erhaltene, restaurierte und schön anzuschauende Seitenstraßen.

nochmal der Blick auf den Dom
Kosice ist wirklich eine Stadt für einen ausgedehnten kulturellen und urbanen Bummel. Auch die Einwohner scheinen ihre Stadt zu mögen, denn im Vergleich zu anderen Städten ist Kosice auch am Sonntag nicht nur zum Kirchgang gut besucht und die Bürger nutzen die vielen guten Möglichkeiten zum Speisen, Trinken und Kaffee-Klatschen offensichtlich mit Stolz und Freude.


diese Brückenstreben und Laternen waren wirklich eingestrickt!

Ernüchternd ist dann leider der Besuch am Sirava-See, dem sogenannten „Slowakischen Meer“. Hier trifft man auf öde Dörfer, stark heruntergekommene touristische Einrichtungen mit fadenscheinigem Publikum und billigem Angebot. Man fühlt sich ein wenig wie an der bulgarischen Goldküste. Die vielen bier-trinkenden Slowaken dort scheint das nicht zu stören.

Aus der Ferne ein schöner See!
Die vielen noch relativ unbekannte Slowakei entwickelt sich mit ihren Natürschönheiten und den damit verbundenen Sport- und Wandermöglichkeiten, aber ebenso wegen ihres reichhaltigen Kulturangebots, auch außerhalb Bratislavas, zu einem gastfreundlichen und schönen Reiseland. Die Slowaken sind stolz auf ihr Land, auf ihren wirtschaftlichen Aufschwung und auf die Zugehörigkeit zur Europäischen Union, das zeigen sie auch durch Flaggen überall. Das Erreichen des Achtelfinales bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 wird dem kleinen Land bei seiner Öffnung für den Tourismus sicher helfen.
Das nächste Ziel ist die West-Ukraine.
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