Israel
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 Israel  (28.10. bis 11.11. 2008)

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1998 haben wir eine Israel-Reise gemacht und dabei das Angebot "Kibbutz Fly and Drive" genutzt. In zwei Wochen haben wir Israel - einschließlich der Palästinensischen Autonomiegebiete und der Golanhöhen - mit einem Mietwagen intensiv erkundet. Durch Abstützung auf Kibbutz-Hotels haben wir mehrere Kibbutzim kennengelernt und selbst erfahren können, was von den Versuchen des praktizierten Sozialismus heute noch übrig geblieben ist. Gleichzeitig waren wir dadurch dem israelischen Alltagsleben ziemlich nahe.

1998, im Jahr des 50. Jubiläums, wurde sehr viel gebaut, war vieles im Umbruch. Wir haben uns damals vorgenommen, in 10 Jahren eine ähnliche Reise zu machen, um zu sehen, wie sich das Land verändert hat.

Vom 28.10. bis 11.11. 2008 erfüllen wir uns diesen Wunsch.

Zunächst touren wir auf alten Wegen nach Norden. In Caesarea sehen wir uns die Ausgrabungen diesmal nicht an. Dafür genießen wir den ersten schönen Kontakt mit dem Mittelmeer beim Aquaedukt.


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Das Wetter wird nach sonnigem Beginn dann noch ein letztes Mal regnerisch, so dass die Fahrt über Land durch das Carmel-Gebirge weniger reizvoll ist.

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Blick vom Carmel-Gebirge ins Yzrael-Valley

 

Die Drusendörfer Daliyat el Carmel und Isfiye sind einen Besuch wert, weil man dort das Leben einer kleinen „rein“ gehaltenen Minderheit beobachten kann. Drusische Männer dürfen nur drusische Frauen heiraten und so sind die Dörfer zu 100% drusisch bevölkert. Leider wirkt es dort aber nicht malerisch, sondern vielfach eher heruntergekommen; viel Verfall, viel Müll und wilde Müllkippen. Schade!

 

Haifa haben wir uns genauer angeschaut. Wenn man vom Carmel her kommt, hat man mehrfach sehr schöne Ausblicke auf das fruchtbare Yisre´el-Tal und die Bucht von Haifa. Die drittgrößte Stadt mit dem größten Hafen Israels hat sehr viel für sich getan. Man kann großartige und wunderschöne Gartenanlagen um das Wahrzeichen der Stadt, den Baha´i-Schrein, bewundern, in der Deutschen Kolonie auf dem Ben-Gurion-Boulevard flanieren und es sich in einem der Restaurants richtig gut gehen lassen. Wir haben im libanesischen Restaurant „Fatush“ bestens gesessen und gegessen..

 

Der Baha´i-Schrein

 

 

German Colony in Haifa

Das arabische Viertel Wadi Nisnas ist dann schon ein herber Kontrast und das Geschäftsviertel Hadar ist eher schäbig mit einem unterdurchschnittlichen Angebot. Erstaunlich für eine so große Hafenstadt. Da gefiel es uns doch deutlich besser oben im Carmelviertel.

Wadi Nisnas in Haifa

 

Die Altstadt von Akko ist wunderschön zum Bummeln – inmitten von Zeugnissen bewegter Geschichte und arabisch-orientalischem Lebensgefühl. Die Lage der Altstadt innerhalb der Stadtmauer auf der kleinen Halbinsel ist einfach unübertroffen. Im Suq entdeckten wir dann ein kleines quirliges Lokal, offensichtlich fast nur von Einheimischen besucht: wer „Hummus“ mag, der ist hier richtig!

Die Altstadt von Akko

 

Der neue Teil der Stadt ist weniger attraktiv. Die Uferpromenade allerdings wird zur Zeit schön und gelungen gestaltet. Da kann man einen Sonnenuntergang so richtig genießen.

Ein bisschen stürmisch- aber schön!

 

Unsere Nächte haben wir in Kibbutz-Hotels verbracht. Das ist eine gute Möglichkeit, der israelischen Bevölkerung näher zu sein und deren Lebensbedingungen besser kennenzulernen.

Der Kibbutz Nes Amim liegt nördlich von Akko „in the middle of nowhere“ und ist unverändert der „Verständigungs-Kibbutz zwischen den Religionen“. Das wirkt sich bis in endlose Diskussionen tief in der Nacht auch auf den Hotelfluren aus.

 

Nahariya ist als der beliebteste und schönste Badeort am Mittelmeer beschrieben. Der Uferabschnitt ist allerdings total zugebaut, die Promenade ist voller Vergnügungsabgebote und alles ist irgendwie eingezäunt.

Der Innenstadtbereich ist sehr lebendig und lädt entlang den Hauptachsen zum Bummeln ein. Man kann hier auch einen vernünftigen Kaffee bekommen. Ein wenig enttäuschend ist der Besuch allerdings schon.

Der Strand von Nahariya

 

Rosh Hanikra liegt direkt an der Grenze zum Libanon. Hier ist auch ein Übergang offen. Vom Felsen hat man einen schönen Blick über die Küstenlandschaft. Der Ort Rosh Hanikra ist eine stark eingezäunte und gesicherte Grenzsiedlung. Die Leute leben im Zuge der Grenze quasi kaserniert und häufig in der Nähe von nicht geräumten Minenfeldern. Trotzdem wird hier weiter gebaut und ausgebaut. Das geht sicher nur mit Subventionen.

Die Ortseinfahrt von Rosh Hanikra

 

Der Blick nach Süden vom Grenzfelsen aus

 

Die Grenze zum Libanon hat den Charakter einer starker Befestigung, wie wir sie in Europa glücklicherweise überwunden haben. Der Ort, wo die zwei israelischen Soldaten, Regev und Goldwasser, 2006 gefangen und entführt wurden, erinnert etwas bedrückend an jüngste schwierige Geschichte zwischen Israel und dem Libanon, bzw. der Hisbollah.

 

 

Die Landschaft Nord-Galiläas ist stark hügelig bis mittelgebirgig und erlaubt immer wieder schöne Blicke in Richtung Hermon und über das fruchtbare Jordan-Tal auf die Golan-Höhen. Sehr rauh und karg aber irgendwie schön.

Kyriat Shmona

Kiryat Shmona ist die nördlichste und am dichtesten an der Grenze zu Libanon gelegene Kleinstadt Israels. 1998 unter häufigem Mörser-Beschuss, 2006 unter Raketenbeschuss, entwickelt sich die Stadt sicher nicht normal. Es ist alles ziemlich öde. Im Kibbutz Kfar Gil´adi fahren wir zunächst an starken Sicherungsanlagen und Schutzzäunen vorbei und der erste Blick aus dem Hotelfenster fällt auf einen alten Wachturm:

 

Die Fahrt zum Berg Hermon im Länderdreieck Israel-Libanon-Syrien führt durch hügeliges Gelände vorbei an der Ruine der Burg Nimrod durch Wintersportorte im Aufbruch – wie Neve Atif – kein Vergleich zu Europa, aber hier ist das die einzige Wintersportmöglichkeit. Der letzte Ort vor dem Hermon ist dann wieder ein Drusendorf mit allem was dazugehört. Auch hier Minenfelder, viel Müll, sicher ist es hier auch nicht einfach, einen vernünftigen Lebensunterhalt zu verdienen. Auch Rinder haben es hier nicht einfach:

 

Immer wieder viele Steine

Das fruchtbare Jordantal und der steinige, karge und öde nördliche Golan sind ein wirklicher Kontrast.

 

Auf dem Nord-Golan ist vieles verfallen und außer vielen Bataillonsstützpunkten in der Einöde – dafür aber direkt neben Übungs-und Schießplätzen – sind hier nur einige stark gesicherte Kibbutzim zu besuchen. An der Grenze zu Syrien bei Kuneitra ist die Pufferzone mit dem UN-Stützpunkt sehr gut zu erkennen, hier ist auch der einzige Übergang zu Syrien für wenige drusische Arbeiter, die täglich hin- und herwechseln.

Der UN-Stützpunkt Quneitra

Das Ganze wird vom Berg Avital mit einer vielfältigen Fülle von Aufklärungseinrichtungen überwacht. Auch hier gibt es immer noch nicht geräumte Minenfelder. Da hier größtenteils nichts wächst, lohnt es sich wohl nicht, die Minen zu räumen, noch nicht einmal Rinder, Ziegen und Schafe finden hier genug Nahrung.

Katzrin, die regionale Hauptstadt, ist dann auch eine große Wohnsiedlung mit Versorgungsmittelpunkt. Die Israelis haben sich hier deutlich erkennbar auf Dauer eingerichtet.

 

Warum hält Israel am Golan fest? Diese 0,6 % syrischen Territoriums sind natürlich bei der geringen Ost-West-Ausdehnung Israels eine militärische Pufferzone bei Angriffen aus Syrien, aber weitaus wichtiger ist der Golan für die Wasserversorgung Israels. Zahlreiche Wasserläufe vom Golan speisen den Jordan und den See Genezareth, das größte Trinkwasserreservoir des Landes, und machen so ein Drittel der Wasserversorgung Israels aus.

Kriege werden in Zukunft auch im Nahen Osten um Wasser geführt werden. Warum also aufgeben, was man schon besetzt hat. Aus der Sicht Israels eine einfach nachzuvollziehende Logik. Den Frieden in dieser Region fördert das aber sicher nicht.

 

Diese interessante Karte fanden wir in der Mall von Katzrin

 

Vom Golan fuhren wir hinunter zum See Genezareth.

 

Kapernaum am See Genezareth war an diesem frühen Morgen ein stiller Ort, an dem man etwas verweilen konnte. Es kann dort aber auch ganz anders aussehen, wenn nämlich zahlreiche Busladungen von z. B. „Holy Land Bible Tours“ angefahren werden und die heiligen Orte am Nordufer des Sees „überschwemmen“.

Diese Herren sind nicht von "Holy Land Bible Tours", obwohl sie auch auf dem Weg nach Kapernaum waren

 

 

Die Brotvermehrungskirche in Tabgha

 

Safed, eine der 4 heiligen Städte Israels und gleichzeitig rein jüdisch bewohnt und mit einem hohen Prozentsatz orthodoxer und ultraorthodoxer Israelis, liegt ziemlich hoch in einer Berggegend und bietet deswegen gute Blicke.

 

An einem Shabbat ist diese Stadt wie ausgestorben, alle Geschäfte, Cafés und Restaurants sind geschlossen und man sieht nur Gruppen von orthodoxen Juden und orthodoxe Familien in Festtagskleidung auf den Straßen. Wir hatten Safed in besserer Erinnerung, denn vor 10 Jahren hatten wir weniger Zeit für intensives Bummeln. Obwohl sich die Stadt in einigen Bereichen, wie dem Künstlerviertel, Mühe gibt, das Stadtbild positiv zu gestalten, trifft man überall auf Müll, verfallene alte ungepflegte Häuser und selbst die Umgebung von Gotteshäusern im Synagogenviertel ist häufig verwahrlost. Selbst die Gegend um das Kriegerdenkmal ist mit Müll verunreinigt und das ist für Israel ungewöhnlich.

Gründe wird es viele geben: Einbruch des Tourismus, zu wenig Steuereinnahmen aufgrund der vielen Ultraorthodoxen, die ja keine Steuern zahlen, etc. Der Besuch in Safed war wichtig und interessant, „schöne Ecken“ hat die Stadt allerdings wenige.

 

Etwas unorthodox: Wahlkampf in Israel

 

Eine Skulptur des Künstlers Haim Azus

 

Tiberias hat eine Promenade am See Genezareth und zwei Hauptgeschäftsstraßen. Die Promenade ist mit Hotels und Billigläden jeder Art zugebaut und abseits der Hauptgeschäftsstraßen lassen ansprechende Stadtbilder sehr rasch nach. Tiberias muss man nicht unbedingt von innen gesehen haben.

 

 

Das See-Ufer südlich von Tiberias blüht üppig in unterschiedlichen Farben von Bougainvilleas, hier wirkt es aufgrund der Blütenpracht auch sehr gepflegt.

 

 

Überhaupt ist der See Genezareth, der tiefstgelegene Süßwassersee der Welt, einfach wunderschön. Drei Tage haben wir im Kibbutz Nof Ginossar gewohnt und so manche schöne beschauliche Stunde mit Blick auf den Golan in herrlich warmem Licht am Ufer des Sees verbracht.

 

Der Berg Tabor bietet sehr schöne Aussichten in das Umland von Afula und Nazareth.

 

1924 weihten die Franziskaner hier ihre Basilika der Verklärung

 

Von Afula fahren wir Richtung Jenin  auf der Straße 60, um bei Muqueibla die Anlagen des „Anti-Terror Fence“ zu sehen. Unsere Hoffnung, dass wir uns die Westbank und die Palästinensergebiete wenigstens zum Teil anschauen könnten, ist angesichts der massiven Grenzbefestigungen und –anlagen schnell verflogen. Hier sind keine Touristen und die will man hier auch nicht haben. Es ist schade, dass diese Grenze aus israelischer Sicht jetzt wohl unvermeidbar ist.

 

In Sandala schauen wir uns an, wie die überwiegend arabische Bevölkerung in der Nähe der Grenze lebt. Was von außen weiß und ganz proper aussieht, wirkt aus der Nähe auf uns abenteuerlich dreckig und vermüllt, überall unaufgeräumte Baustellen und starke Verwahrlosung. Wir würden keinem Hartz-IV- Empfänger das zumuten.

Ein Dorf in der Westbank

 

Wir fahren weiter nach Westen und versuchen unser Glück bei Salim an der Straße 66 erneut. Aber auch hier das gleiche Bild: massive Grenzanlagen, ein sehr stark gesicherter Militärstützpunkt und kein Durchkommen. „The Wall“ ist allerdings auch hier nicht zu sehen.

Das Grenzdorf Salim macht den gleichen verwahrlosten Eindruck wie Sandala. Wenn man im Norden Afghanistans unterwegs ist, dann sieht man „Mittelalter mit modernen High-Tech-Anteilen“. Wenn man hier abseits von Geschäftsstraßen und auf dem Land unterwegs ist, sieht man häufiger „verwahrloste Neuzeit“. Die letzten kriegerischen Auseinandersetzungen und die aktuellen Probleme zehren offensichtlich viele Ressourcen auf.

 

Nazareth ist eine schnell wachsende, vorwiegend arabische Stadt mit überwiegend christlichen Bewohnern. Deswegen ist am Sonntag hier Feiertag und reduziertes „Leben“. Die Kirche der Verkündigung liegt in einer schönen Anlage, zusammen mit der Kirche St. Joseph. In dieser Kirche findet jeder etwas für seinen Geschmack. Die Länder der Welt haben sich mit Mariendarstellungen an der Ausgestaltung der Kirche und des Hofes beteiligt. Die deutsche Darstellung der Maria mit Kind ist nach unserer Auffassung gründlich misslungen und weckt deswegen bei uns Ärger und bei anderen Besuchern Belustigung.

Die Verkündigungskirche in Nazareth

Der deutsche Beitrag... -... gelungen?

Der Basar ist leider am Sonntag nicht betrieben, das farbenfrohe orientalische Bild hätten wir gerne noch mitgenommen.

 

Wenn man den See Genezareth nach Osten halb umrundet, hat man gute Ausblicke auf das westliche Ufer und Tiberias. En Gev ist als Feriensiedlung inzwischen weiter ausgebaut worden. Trotzdem sieht man nördlich von En Gev immer noch unaufgeräumte Minenfelder, die dem Schutz dieses ehemals einzigen Kibbutz ostwärts des Sees dienen sollten.

Nochmal der Blick auf Tiberias

 

Eine Fahrt über die südlichen Ausläufer des Golan lohnt sich aufgrund der guten Ausblicke auf Galiläa sowie das Jordantal und aufgrund des unterschiedlichen Charakters. Hier sind die Hochebenen sehr viel fruchtbarer als auf dem Nord-Golan und somit landwirtschaftlich genutzt. Zahlreiche Kibbutzim zeugen auch hier davon, dass Israel auf dem Golan dauerhaft bleiben will.

Ein letzter Blick auf den See Genezareth

Die Straße führt dann sehr lange an der stark befestigten Grenze zu Jordanien entlang. Die Anzahl der Minenfelder hat sich auch hier nicht reduziert.

"Maschendrahtzaunblick" nach Jordanien

 

Eine sehr empfehlenswerte Tour ist zwischendurch die Fahrt über Land von Beit She´an Richtung Afula und dann auf dem Höhenrücken an der Nordgrenze der Westbank entlang zurück zur Straße 90. Herrliche Ausblicke lohnen die Fahrt in jedem Fall.

Hier mündet das Yzrael-Valley in das fruchtbare Jordantal

 

Die Einfahrt in die Westbank auf der Straße 90 beginnt an einem inzwischen sehr gut ausgebauten Checkpoint.  Diese Grenze hat ebenfalls nichts Provisorisches.

Im Jordantal beiderseits der Grenze wird mittels Plastikabdeckungen intensiv angebaut. Das führt zu weitreichender Verschandelung der Natur, sowohl wenn die Plastikplanen noch intakt sind, wie auch wenn sie in Fetzen am Straßenrand liegen und wahrscheinlich nie richtig entsorgt werden.

 

Unser Versuch, Jericho zu besuchen, wird dreimal verhindert durch Sperrung der Zufahrtsstraßen, entweder durch Aufschüttungen oder durch israelische Grenzposten. Schade, denn die kleine Stadt der Superlative – wasserreichste Großoase Vorderasiens, älteste und tiefstgelegene (250 m unter Meeresspiegel) Stadt der Welt – hätten wir uns gerne genauer angeschaut.

 

Der Blick auf den Wadi Qilt entschädigt ein wenig:

Die Fahrt am frühen Abend durch Jerusalem Richtung Bethlehem geht nur in sehr dichtem Verkehr und mit Gefühl für die richtige Richtung, denn die Beschilderung ist wirklich unzureichend.

 

Ein Tag in der Altstadt Jerusalems vermittelt eine Fülle von Eindrücken der unterschiedlichsten Art.

Der Besuch des Tempelberges ist im Herbst/Winter aufgrund der sehr starken Sicherungsmaßnahmen auf zwei Stunden am Morgen und eine halbe Stunde am Nachmittag begrenzt. Der Felsendom und die el-Aqsa-Moschee können von Nichtmuslimen nicht mehr betreten werden. Der Islam trifft damit sicher auch viele Falsche.

Trotzdem ist der Tempelberg im Morgenlicht eine wunderschöne erneuerte Erfahrung, einfach atemberaubend schön.

Felsendom

 

 

El-Aqsa-Moschee

 

Eindrücke vom Tempelberg

 

 

Das christliche Viertel mit erheblichen arabischen Anteilen in den Suqs ist sehr lebendig und im Bereich der Grabeskirche nach unserem Geschmack zu touristisch lebendig. Gut für Israel, dass der Tourismus hier in Jerusalem wieder stark ausgeprägt ist.

 

Wir haben auch ganz ruhige Gassen abseits des Touristenrummels gefunden

 

Das Jüdische Viertel mit den Synagogen und dem chicken Geschäftsbereich des Cardo ist inzwischen das schönste und attraktivste Viertel, auch wenn der Platz vor der Klagemauer durch Absicherungsmaßnahmen stark gelitten hat. Dazu sind die vielen israelischen Sicherungskräfte auch noch muffelig.

beeindruckend: die Klagemauer

stille Ecke im jüdischen Viertel

die Gassen haben es uns angetan

 

Das armenische Viertel vermittelt weniger starke Eindrücke und das arabische Viertel um das Damaskustor ist lebendig – wie immer – aber auch inzwischen weniger authentisch, wenn man sich das touristisch orientierte Bazarangebot anschaut.

Damaskustor

Via Dolorosa Station 1

Armenische Kathedrale des hl. Jakobus

eine der vier sephardischen Synagogen

 

Jerusalem sollte man besucht und gesehen haben, die Stadt ist umwerfend beeindruckend. Bei aller Trennung zwischen Israelis und Palästinensern im Rest des Landes erstaunt es, dass in Jerusalem das Zusammenleben noch so möglich ist. Es wird sehr interessant werden zu beobachten, welchen Status Jerusalem bei einer Zwei-Staaten-Lösung letztendlich haben wird.

Geschichte, biblische Geschichte, Weltgeschichte, aktuelle Probleme des Nahen Ostens und das Zusammenleben der Religionen auf engem Raum – das ist Jerusalem.

Ein Spaziergang auf der Stadtmauer vom Jaffa-Tor zum Goldenen Tor ist guter Frühsport und bietet in der Morgensonne sehr schöne Blicke aus den unterschiedlichsten Winkeln auf die Stadt.

Interessante Überblicke

Da man beim Löwentor nicht weiter kommt, kann man auch gleich zu Fuß zum Garten und zur Grotte Gethsemane, zur Kirche der Nationen, zur Maria-Magdalena-Kirche(russ.-orthodox) gehen und auf den Ölberg steigen. Beim Aufstieg auf den Ölberg „ölt“ man in der Mittagssonne, auch im November. Dafür entschädigt ein herrlicher Blick über den jüdischen Friedhof, den muslimischen Friedhof und den Tempelberg, auf die Altstadt sowie Groß-Jerusalem.

Der Ölberg

 

Im Garten Gethsemane

Der immer wieder faszinierende Blick vom Ölberg auf die Altstadt

Im jüdischen Viertel kann man dann am besten bei einem kühlen Bier und schmackhaften Gerichten entspannen und ausruhen.

Der Spaziergang durch Mea She´arim ist deprimierend. Das Viertel wirkt genauso verwahrlost und verkommen wie vor 10 Jahren. Die männlichen ultra-orthodoxen Juden in ihrer typischen Kleidung und unterschiedlich gestylten Schläfenlocken wirken auf uns häufig gestört oder verstört. Die Kinder, die in diese enge und rückständige religiöse Welt, aus der man wohl schlecht ausbrechen kann, geboren und dann mit stark religiösem Hintergrund „weltfern“ erzogen werden, tun uns sehr leid.

Dieses Foto haben wir vor der Klagemauer aufgenommen

 

Und dann der „Separation-Wall“.

 

Auf der Straße nach Bethlehem wird der Weg plötzlich durch ein gigantisches Bauwerk gesperrt, eine riesige Mauer mit High-Tec-Hochsicherheitsanlagen.

Deutsche Staatsbürger, die mit der Mauer gelebt haben und mit der Mauer in den Köpfen noch leben müssen, können bei diesem Anblick nur traurig sein.

 

Das Regierungsviertel von Jerusalem mit der Knesset, den Ministerien und dem Gerichtshof ist etwas steril, hier bewegen sich keine „normalen“ Israelis, nur Touristengruppen und Ministerielle.

Die Gedenkstätte Yad Vashem hat uns schon zweimal nachhaltig und intensiv beeindruckt. Auf dieser Reise verzichten wir auf einen Besuch.

Die Knesset

Das Geschäftsviertel und überhaupt die Innenstadt bieten das normale Angebot und beim Herausfahren das übliche Verkehrschaos, da ist man dann froh, wenn man die Straße 1 erreicht hat und stressfrei zum Toten Meer fahren kann.

Hier ist es dann auf der Straße 90 zunächst einsam. Die Wüstenblicke sind schön, aber vergleichsweise unspektakulär.

 

En Gedi ist Kibbutzhotel, Naturreservat, Spa etc. in einem. Das Bad im Toten Meer, dem tiefstgelegenen Binnenmeer der Erde mit 28% Salzgehalt, und die Packungen mit schwarzem Schlamm sind eine gute und relativ einzigartige Erfahrung, da kann man ausspannen

Das Tote Meer

 

 

En Gedi hat nicht nur den Kibbutz, sondern auch einen wunderschönen Garten mit 950 unterschiedlichen Pflanzen. Eine botanische Tour in diesem Garten ist sehr lehrreich, weil die unterschiedlichen Lebensbedingungen von Pflanzen im Wüstenklima und bei unterschiedlichem Sonneneinfluss deutlich werden. Wüstenpflanzen haben sich über die Zeit zu wirklichen Überlebenskünstlern entwickelt.

Unser netter Botanikführer

 

 

 

 

Die Festung Massada ist immer einen Besuch wert, wegen der Ausblicke, wegen der großartigen logistischen Leistungen der Menschen, die im 1. Jahrhundert nach Christus unter den Wüstenbedingungen gelebt haben und auch wegen der militärischen und menschlichen Anstrengungen der Belagerer und der Belagerten.

Die Festung Massada mit der römischen Rampe

Der vordere Teil der alten Festungsanlage

Das Modell

 

Arad hat sich im Straßennetz weiterentwickelt – Roundabouts müssen heute überall sein – ist aber sonst ein Wüstenversorgungspunkt geblieben. Etwas anderes muss diese Stadt für die Bürger wohl auch nicht sein und Touristen haben in der Regel andere Ziele.

Die Fahrt durch die Negev nach Süden am Mamshit vorbei, mitten durch den Großen Krater (Hamachtesh Hagadol), über Yeroham und Sde Boker nach Mitzpe Ramon ist – bis auf die Landschaft des Kraters – relativ eintönig, ab und zu unterbrochen durch Kamele auf der Fahrbahn

 

 

Der Ramon Krater ist gewaltig (40 km lang, 9 km breit und 300 m tief) und bietet sehr gute Wüstenausblicke. Die touristisch gestaltete Anlage am Kraterrand ist beeindruckend und bietet unterschiedliche Perspektiven. Diese Kratergegend lockert die ansonsten eher eintönige Wüste deutlich auf.

Der Krater bei Mizpe Ramon

Unser Plan, im Zuge der Grenze zu Ägypten nach Norden zum Nitzanim-Check Point zu fahren, wird am Straßen-T beim Berg Romem vereitelt. Hier ist eine Intelligenz-bzw. Fernmeldeeinheit stationiert, die die Straße einfach mit Schranken dicht gemacht hat. Telefongespräche, Anfragen, lange Prüfungen die Hierarchie hinauf helfen am Ende nicht. Nachdem man uns zunächst zugesichert hatte, hinter einer Patrouille herfahren zu können, wurde diese Zusage plötzlich zurückgenommen, weil im Norden ein Vorfall passiert sei, der das Befahren der Straße durch Touristen verbiete. Es waren Gefechtsfahrzeuge aufgefahren, die sich angeblich auf einen Einsatz im Zuge der Straße nach Norden vorbereiteten. Man kann sich in Israel eben nicht auf allen Straßen, die in Karten als passierbar erkennbar sind, frei bewegen.

Selbst die professionelle Bedienung eines "Ackerschnackers" hat nicht geholfen - wir mussten zurück

 

Negev-Eindrücke

 

Wir fahren auf der 222 an den Sanddünen der Haluza vorbei Richtung Gaza-Streifen. Die Landschaft wird zunehmend grün und agrarwirtschaftlich genutzt, bis man sich rund um den Gaza-Streifen in einem richtigen Grün-Gürtel befindet. Die Grenze zum Gaza-Streifen ist hermetisch abgeriegelt, überall Sperren, Stützpunkte, teilweise aufgefahrene Artillerie und in Abschnitten erkennbarer Mauerbau.

Es war interessant, die Rahmenbedingungen des Lebens in diesem Brennpunkt einmal zumindest von außen zu sehen.

Kein Weg nach Gaza

Be´er Sheva ist offensichtlich ein gelungenes Beispiel dafür, dass man in der Wüste siedeln kann. Die Negev nimmt immerhin 60% der Fläche Israels ein aber nur 10% der Bevölkerung leben in dieser unwirtlichen Gegend. Die Universitätsstadt hat sich stark ausgebreitet, und nachdem man die armseligen Beduinendörfer am Stadtrand passiert hat, fährt man durch neu gebaute Trabanten-Stadtteile in das großzügig und mit interessanter Architektur gestaltete Zentrum.

In Ashqelon, hart nördlich des Gaza-Streifens, wurde ebenfalls sehr viel gebaut. Gelungen ist die Neuanlage der Promenade mit Marina und Strand. Hier will Israel sicher in der Nähe von Gaza auch Zeichen setzen.

Ashqelon

Jaffa hat uns etwas enttäuscht. Der Bereich um den Trödelmarkt ist noch mehr heruntergekommen und sehr schmutzig, von malerisch kaum noch eine Spur. Außerdem wird der kleine Hafen neu gestaltet und ist eine Baustelle.

Jaffa hat auch schöne Ecken, hier der Uhrturm

Die Altstadt mit dem Franziskanerkloster

 

Tel Aviv ist eine junge und moderne Großstadt in schöner Lage, Inbegriff des modernen Israel. Hier pulsiert erkennbar das Geschäftsleben und hier gibt es ein mit Europa vergleichbares Konsumangebot. Als „heimliche Hauptstadt“ haben wir Tel Aviv nicht empfunden. An Jerusalem kommt Tel Aviv auch diesbezüglich nicht heran. Allerdings hat Tel Aviv sicher eine einfacher zu bewältigende Zukunft vor sich als Jerusalem.

Der berühmte Strand von Tel Aviv

 

Israel ist ein in Teilen wunderschönes Land und ein hochinteressantes, ja faszinierendes Reiseziel.

Man kann in Israel Geschichte und biblische Geschichte auf engem Raum gut nachvollziehen und ist der Zeitgeschichte sowie den vielfältigen Problemen des Nahen Ostens sehr nahe.

In wohl keinem anderen Land der Welt bestimmen so viele offene und sicher auch versteckte Sicherheitsmaßnahmen das tägliche Leben. Die geballten und aufgehäuften Sicherheitsmaßnahmen gipfeln im „Anti-Terror-Zaun“, dem teuersten Bauwerk in der Geschichte Israels.

Die Einfahrt zum Kibbutz-Hotel Mashabei Sade

 

Am 09.11.2008 waren wir noch in Ashqelon und lesen am 15.11.2008 in den Medien über die bröckelnde Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas und den Raketenbeschuss aus Gaza in das israelische Umland, darunter Ashqelon. Und wenn man weiß, dass die Vorwarnzeit beim Beschuss mit Kassam-Raketen 15 Sekunden beträgt, dann hat man Verständnis für das sehr hohe Sicherheitsbedürfnis der israelischen Bevölkerung.

 

Andererseits scheinen die vielfältigen Sicherheitsmaßnahmen Gelder für wichtige Zukunftsinvestitionen aufzufressen. Außenministerin Livni hat wohl Recht, wenn sie feststellt: „Im Nahen Osten hat man immer nur die Wahl zwischen schlechten Optionen.“

 

2018 besuchen wir Israel erneut und hoffen, dass dann die größten Probleme gelöst werden konnten.

 

 

Tel Aviv am 11.11. 11 Uhr 11 bei 26° Celsius

 

 

 

 

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