Indien (28.01. – 11.02.2009)
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Indien ist mit 1,1 Milliarden Menschen die zweitgrößte Gesellschaft und die größte Demokratie der Welt, der zweitgrößte Computersoftware-Hersteller der Welt mit eigenen Satelliten sowie Atomwaffen und gleichzeitig leben rund 40 % der Einwohner Indiens deutlich unter der Armutsgrenze, dort gibt es märchenhafte Architektur und die weltgrößten Slums. Auch wenn wir mit Delhi, Agra und der Rundreise durch Rajasthan nur einen kleinen Teil des Subkontinentes erleben werden, erwarten wir eine lebendige Vielfalt an Lebensbedingungen, farbenfrohe Bilder, starke Gegensätze und scharfe Kontraste.
Indien soll schwer verständlich, verwirrend und auch verstörend sein. Da ist Spannung gerechtfertigt.
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Namasté!
Wer in Indien unterwegs ist, braucht für 50 km ca. 1 Stunde. In Delhi ist offenbar immer Rush-Hour, entsprechend lang sind die Transferzeiten von und zu den Sehenswürdigkeiten. Aber diese Zeit wird nicht lang, denn diese Fahrten in höchst chaotischem Verkehr durch teilweise sehr quirlige aber stark heruntergekommene und verwahrloste Gegenden der Hauptstadt sind sehr eindrucksvoll und schockierend.
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In der Hauptstadt!
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Gegensätze tatsächlich überall: Kunstvolle, herrliche Bauwerke, vereinzelte moderne Malls und Call-Center in der Nachbarschaft von elendigen, ausgedehnten Slums, die Baustelle der Metro, die bis zu den Commonwealth-Games 2010 fertig sein soll, flankiert durch wilde, bzw. offenbar akzeptierte Müllhalden mit dort offensichtlich auch wohnenden „Mülltrennern“, hier private Kliniken im 5-Sterne-Look für reiche Privatkranke und dort in dunklen Ecken liegende Ultra-Arme, die keinerlei staatliche Gesundheitsfürsorge genießen und sich sicher kein Päckchen Aspirin leisten können, um hier nur einen Bruchteil der bedrückenden Beobachtungen zu nennen. Auf die Frage „gibt es staatliche Vorsorge gegen das größte Elend?“, lautet die Antwort „Nein, aber es verhungert keiner, alle haben irgendwie zu essen.“ Das hat mit Respekt vor der Menschenwürde wenig zu tun! Gut, dass es viele fröhlich wirkende Kinder gibt, die sehr aufgeweckt und interessiert das muntere Geschehen um sie herum beobachten.
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Das Qutb Minar im Süden von Delhi mit dem 73m hohen Minarett ist UNESCO Weltkulturerbe. Beeindruckend ist auch die schöne Anlage, in der man das Vorherrschen der unterschiedlichen Religionen in den jeweiligen Epochen gut nachvollziehen kann.
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Das Minarett
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Das Rote Fort in Delhi und auch das India Gate haben wir nur von außen gesehen.
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Das India-Gate
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Die Freitagsmoschee ist nicht wie üblich ein großer Kuppelbau, sondern ein offenes Gebetsareal. Von hier kann man das Leben in Alt-Delhi gut einsehen.
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Die Außenanlage der Moschee in Delhi
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Das Grab von Humayun ist ein weiterer sehr schöner Mogulbau aus der muslimischen Epoche. Im Norden Indiens haben sich die 5 Moguln in den ca. 250 Jahren ihrer Herrschaft stilistisch stark ausgewirkt und die vielen Prachtbauten und Gartenanlagen geprägt.
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Das Grab von Humayun
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Agra, die ehemalige Hauptstadt ganz Indiens zur Mogulzeit, ist reich an großartigen Baudenkmälern und vernachlässigter Infrastruktur. Verschmutztes Wasser, offene Gullys und hohe Luftverschmutzung prägen den ersten Eindruck.
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Typisch indisches Straßenleben
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Das Itmad-ud-Daulah, das sogenannte Baby-Taj, liegt in einer schönen Gartenanlage. Das großartige Eingangsportal besticht durch die Einlegearbeiten aus weißem Marmor in rotem Sandstein. Das Mausoleum selbst, aus weißem Marmor mit farbigen Intarsien aus Halbedelsteinen, ist wunderschön im Morgenlicht. Die vielen durchbrochenen Fenster und Türen zeugen von herausragender Steinmetzkunst im 17. Jahrhundert.
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Das "Baby-Taj" im Morgenlicht
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Kunstvolle Arbeiten im Itmad-ud-Daulah
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Die beeindruckende Außenmauer des Roten Forts in Agra .
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Das Rote Fort (Weltkulturerbe), eine der größten Festungen der Welt, hat eine 2,5 km lange, doppelte Schutzmauer und ist ein weiteres großartiges Bauwerk aus der Mogulzeit. Auch hier Intarsien aus Halbedelsteinen. Der besonders schöne achteckige Jasminturm erlaubt einen herrlichen Blick auf das Taj Mahal.
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Der Blick aus dem Jasminturm
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Der Diwan-i-am im Agra Fort
Interessant war es auch, ein hinduistisches Krematorium von weitem zu sehen, wo gerade (drei) Feuerbestattungen stattfanden. Die Familie und Freunde sind alle anwesend und streuen später eine Handvoll Asche in den Fluss. Ein kleiner Teil der Asche wird von Familienangehörigen später in den heiligen Ganges gestreut. Dazu reist man dann mit dem Zug z. B. nach Varanasi (Benares). Jede Hindu-Familie hat einen Hausaltar und eine Flasche Ganges-Wasser im Haus. Das heilige Wasser macht nicht krank, - so heißt es – auch Babies bekommen ab und zu ein paar Tropfen, obwohl in den Fluss alles eingeleitet wird, was man sich vorstellen kann. Die Inder glauben halt sehr intensiv und sind sehr abergläubisch.
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Feuerbestattung am Yamuna-Fluss
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Der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes war interessant. Besonders erheiternd war die Mohrrübenwaschtechnik. Einer der jungen Männer hat uns frisch gewaschene Möhren angeboten, das mussten wir leider ablehnen, weniger wegen der Fußtechnik als wegen der Wasserqualität.
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Möhrenwaschtechnik!
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Die Fahrten in der 2-Millionen-Stadt Agra haben unsere Eindrücke vom indischen Alltagsleben noch vertieft. Hier gibt es noch mehr Müll und heruntergekommene Infrastruktur als in Delhi.
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Chaotischer Verkehr durch unzählige Menschen, Fahrzeuge aller Art und Geschwindigkeit, die sich ohne viele Regeln mit ständigen Hupkonzerten bewegen und dazwischen freilaufende Tiere, hauptsächlich Kühe, Schweine und Hunde. Ein Fahrer in Indien braucht Erzählungen zufolge 3 Dinge, als wichtigstes eine Hupe, dann gute Bremsen und ein gutes Schicksal. Da man nicht so genau weiß, welches Schicksal die jeweiligen Busfahrer haben, ist das ein Lotteriespiel. Außerdem sind die Autos, einschließlich Gefahrguttransporter, äußerlich in einem so schlechten Zustand, dass es auf die eigenen Bremsen nur zum Teil ankommt. Im indischen Straßenverkehr führt man ein gefährliches Leben, die indischen Fahrer lassen einen aber auch leben, soweit es gut geht.
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Schulbusverkehr
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Das Taj Mahal, ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe, ist so schön wie zigmal in Reiseführern beschrieben. Am Morgen ist das Licht besonders vorteilhaft und der weiße Marmor kommt besonders gut zur Geltung. Eine wunderschöne Anlage mit einem bezaubernden Mausoleum höchster Bau- und Handwerkskunst.
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Zum Taj Mahal muss man nicht viel schreiben, einfach nur staunen
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Das Leben in der Umgebung von Agra bestätigt unsere bisherigen Eindrücke: einfachstes Leben unter sehr ärmlichen und dürftigen Verhältnissen in häufig stark verschmutzter Umgebung, stets chaotischer Verkehr, sehr viele Menschen aller Altersklassen ständig und überall präsent, jeder hat etwas zu tun, aber wohl häufig keine lohnende Arbeit; Tiere sind überall, freilaufende Kühe, Wasserbüffel, Affen, Hunde, Papageien etc. etc. etc. Insgesamt ergibt das eine bunte, unglaubliche Vielfalt unterschiedlichster Lebensperspektiven, und alles dreht sich um teilweise sehr weniges Geld, das es zu verdienen gibt.
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Wäscherei in Agra...
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...und in Udaipur
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Mittagspause
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Für einfache aber harte Arbeiten z. B. im Straßenbau, erhalten Frauen im Schnitt 150 Rupien (ca. 2,80 Euro) am Tag und ein Liter Milch kostet ca. 0,50 Euro!
Die Verlassene Stadt bei Fatehpur Sikri (Weltkulturerbe) ist einen Besuch wert. Sie war die Residenz von Mogul Akbar, die er von Agra dorthin verlegt hatte und dann wegen Wassermangels aufgeben musste. Prächtige Bauten mit unterschiedlichen Stilrichtungen, die jeweils seinen drei Hauptfrauen – neben 800 Konkubinen – zuzuordnen sind, eine muslimische, eine hinduistische und eine christliche Hauptfrau, die jeweils ihre eigenen Paläste hatten.
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Die Verlassene Stadt bei Fatehpur Sikri
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Die Mehrheit (65 %) der indischen Bevölkerung lebt auf dem Land und von der Landwirtschaft, die allerdings nur ¼ Anteil am Bruttoinlandsprodukt hat. Die Gegensätze zwischen dem Leben in den Städten und auf dem Land sind gravierend.
Hauptsächlich auf dem Land gelten die althergebrachten Traditionen und das 1950 offiziell abgeschaffte Kastenwesen bestimmt massiv das Zusammenleben. Die Bevölkerung hält an den vier Kasten, Brahmanen, Krieger, Kaufleute sowie Bauern und Unberührbare fest. Unberührbare haben eine 30%-Quote, um ihnen überhaupt Zugang zu höherer Ausbildung und höherer Tätigkeit zu ermöglichen. Selbst wenn aber ein Unberührbarer z.B. Direktor einer Schule geworden ist, hat er nur Autorität in der Schule, nicht aber im normalen Leben, den Mitgliedern einer höheren Kaste gegenüber. Die größte Demokratie der Welt hat durchaus die Gleichheit der Menschen im Gesetz verankert, das zählt aber nicht im richtigen Leben.
Der Dorfälteste hat das Sagen. Ältere Menschen sind hoch geachtet und werden respektiert. Altersheime gibt es nur vereinzelt in der Großstadt. Es wäre eine Schande für die Familie, wenn ältere Familienmitglieder nicht mehr in der Familie leben wollten oder sollten. Die Großfamilie ist Lebensmittelpunkt und sozialer Rückhalt, da es kein staatliches Sozialsystem, keine Sozialversicherung gibt. Auf dem Land gibt es auch deshalb heute fast ausschließlich arrangierte Heirat. Wer durch „Liebesheirat“ die Konvention bricht, wird aus dem Familien- und auch Dorfverbund ausgeschlossen. Das überlegen sich auch die jungen Leute, denn bei Ausschluss aus dem Familienverbund bricht die eigene „Sozialversicherung“ weg und das kann sehr nachteilig sein.
Der Anteil an Analphabeten ist auf dem Land sehr hoch, besonders bei Frauen (~ 50 %). Schulpflicht gibt es nicht, deswegen arbeiten viele Kinder in der Landwirtschaft, um für die Familie das Existenzminimum zu sichern. Der Monatsverdienst eines ausgewachsenen Landarbeiters liegt bei höchstens 200 Euro. Viele Familien wären froh, wenn sie regelmäßig lediglich einen Hartz IV-Kinderbetrag bekämen.
Alles wird verwertet. Kuhdung z. B. dient als Brennstoff. Die Fladen werden allerdings von den Tieren nicht so produziert, dass sie sich zum Trocknen und Stapeln eignen. Daher müssen die Frauen den Kot sammeln, auf dem Kopf transportieren, von Hand kneten und formen und dann trocknen und stapeln. Normalerweise ist in Indien nur die linke Hand unrein, bei diesen Frauen wohl links und rechts.Da viele Häuser auf dem Lande weder Strom noch Gas haben, ist diese Brennstoffgewinnung lebenswichtig.
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Lieferanten und Endprodukt
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Eine teilweise ganz neue Autobahn ist nach kürzester Zeit eine „indische“ Autobahn, die eine deutliche Steigerung der Durchschnittsgeschwindigkeit kaum zulässt. Das liegt natürlich auch daran, dass sich Kühe auch auf Autobahnen frei bewegen und sich auch Kamel- und Eselkarren auf diesen Straßen tummeln.
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ohne Worte
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Die Landschaft des östlichen Rajasthan ist etwas eintönig und in den Straßendörfern bietet sich immer wieder das bunte Bild indischen Landlebens, geschäftige Männer oder Männer wartend auf Geschäfte sowie Müßiggang in heruntergekommener, verdreckter Infrastruktur. Die auf den Feldern hart arbeitenden Frauen sind an ihren bunten Saris gut zu erkennen. Es ist für Mitteleuropäer – bei allem Respekt vor der andersartigen indischen Kultur - an sich unvorstellbar, dass ein entwickeltes Land wie Indien die Unterdrückung der Frauen und insgesamt das Leben unter solch häufig höchst unwürdigen Bedingungen zulässt.
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Palast der Winde in Jaipur
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Jaipur, die Hauptstadt Rajasthans, macht einen hauptstädtischen Eindruck im Altstadtbereich. Häuserzeilen, die auf bessere Vergangenheit schließen lassen, und ein bunter Basar in Arkaden laden zum Bummeln ein. Eine Fahrradrikscha ist allerdings sogar die bessere Alternative, wenn man an die vielen Bettler, Schlepper und Händler denkt, die jeden Hellhäutigen ständig bedrängen.
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Schöner und malerischer Altstadtbereich in Jaipur
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Schuhkauf in Jaipur
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Normales Straßenleben in Jaipur
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Schlangenbeschwörer neben dem Palast der Winde
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Beim Friseur
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Nach einem Friseurbesuch
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Schreibbüro
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Polizisten bei taktischer Besprechung
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Straßencafé
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Gottesdienst
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Das Amber Fort war der Sitz des Maharaja von Rajasthan und ist eine imposante Anlage in sehr schöner Umgebung. Das Fort entspricht so richtig den Vorstellungen, die man von einem indischen Herrschersitz hat: märchenhafte Pracht und Prunk. Die Familie dieses Maharaja wird heute allerdings von der Bevölkerung wenig geachtet, weil sie zu stark mit den Engländern paktiert und zu wenig für die Bevölkerung im Hinblick auf Bildung und wirtschaftliche Entwicklung getan hat. Überhaupt wird die Geringschätzung von Pakistani, Engländern und Moslems immer wieder sehr deutlich. Der Maharaja hat außerdem keinen Sohn (Schande) und seine Tochter ist eine Liebesheirat mit einem Chauffeur eingegangen (doppelte Schande). Der Maharaja hat aber sehr viel Besitz und Geld, das hilft.
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Das Amber Fort
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Liebesheirat gibt es in Indien nur zu ca. 10 %, der Rest der Hochzeiten ist auch heute noch arrangiert. Liebesheirat bedeutet Schande für die Familie und die jungen Leute werden quasi aus dem Familienverband ausgeschlossen, deshalb gibt es Liebesheirat praktisch nur in Großstädten.
Wichtig sind Kinder und ganz wichtig ist der Sohn der Familie:
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Mädchen werden stark benachteiligt und Frauen sind von Gleichberechtigung weit entfernt. Frauen arbeiten hart in nachgeordneten Tätigkeiten, Boden festklopfen im Amber Fort für 3 Euro am Tag oder schwere aber niedrige Straßenbauarbeiten für das gleiche Entgeld; die Kinder verdienen noch weniger.
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Diese Frauen müssen für 3 Euro am Tag den Boden verdichten
Der Stadtpalast, von Maharaja Singh II zusammen mit der „Reißbrettstadt“ Jaipur erbaut, ist eine sehr schöne Anlage in der die Maharaja-Familie heute noch lebt.
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Der Stadtpalast des heutigen Maharaja
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Ein Basar-„Bummel“ in Jaipur ist sehr anstrengend, denn es gibt Bettler und Schlepper en masse bis man aus der Touristenzone heraus ist. Dann wird es deutlich besser und dann kann man das bunte, quirlige und geschäftige Treiben auch richtig genießen.
So hat der Tourismus zwei Seiten, einerseits ernährt er viele Familien und ist für die Entwicklung wichtig, andererseits zieht er Bettler, Schlepper und Billighändler magisch an. Wenn Kinder beim Betteln Erfolg haben, werden sie durch Eltern und andere gezwungen, weiter zu machen, z. B. unter Verzicht auf Schule, und sind nach kurzer Zeit für normales Leben verdorben.
Betteln am Bus
Von Jaipur ging es in einer langen Fahrt weiter nach Jodhpur, genannt "die blaue Stadt".
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Blick auf Jodhpur vom Mehrangarh Fort
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Die Totengedenkstätte Jaswant Thada der Maharajas von Jodhpur ist eine schöne Anlage im Hindustil.
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Das benachbarte Mehrangarh Fort wurde nie erobert und beherbergt Paläste aus rotem Sandstein aus dem 16. und 18. Jahrhundert sowie die Schätze der Maharajas von Marwar. Besonders schön sind der Perlenpalast, der Freudenpalast und der Blumenpalast.
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Eindrucksvolle Pracht im Fort von Jodhpur
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Jodhpur ist sehr lebendig, sehr farbig, sehr laut und wie alle anderen Städte sehr schmutzig. Der Smog und der feine Staub gehen sofort massiv auf die Bronchien.
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Appetit?
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Der Palast des heutigen Maharajas sieht aus der Entfernung großartiger aus als aus der Nähe. Heute ist der Palast zur Hälfte Hotel und nicht zugänglich.
Die Fahrt durch Rajasthan nach Mount Abu geht durch steppenartige flache Landschaft mit den immergleichen Bildern indischen Lebens außerhalb der Großstadt.
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Ranakpur liegt dann in einer etwas schöneren Gegend mit vereinzelten Bergen und etwas stärkerer Vegetation. In den Aravalli-Bergen liegen zwei der schönsten Jain-Tempel Indiens aus dem 14./15. Jahrhundert. Das eine Heiligtum ist umgeben von mehreren Fluchten verzierter Säulen (1440) aus weißem Marmor, die insgesamt 4 Säulenhallen mit reich verzierten Kuppeln bilden. Großartige Steinmetzarbeiten, sehr schöne Skulpturen, eine Unzahl von Hindugöttern und „Wegbereitern“. Diese Tempelanlage ist besonders eindrucksvoll. Die Verspieltheit und die ausgedrückte fromme Lebensfreude erinnern ein wenig an Rokoko, auch wenn die Stilrichtungen sonst wenig gemein haben.
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Ranakpur Tempel
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Der Dilwara-Tempel, eine weitere Gebetsstätte des Jainismus, besitzt noch großartigere Steinmetz- und Bildhauerarbeiten als der Tempel in Ranakpur. Wunderschöne Skulpturen, herrlich verzierte Gewölbe und Säulen aus weißem Marmor bilden eine großartige Einheit.
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Der abendliche Sonnenuntergang am Mount Abu ist für viele indische Familien ein Ausflugsereignis. Farbenprächtige und fröhliche Menschen – ein schönes Erlebnis!
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Ein "Indian Helicopter"
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Tee vorm Sonnenuntergang
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Affen im Aravalligebirge
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Der Besuch einer fünfklassigen Grundschule auf dem Lande hat einen starken Eindruck hinterlassen. Eine Lehrerin, die sich auch mittels Stock Autorität verschafft, interessierte Kinder, die sich mal zurückhaltend und abwartend, mal fröhlich ausgelassen geben, einfachste infrastrukturelle Rahmenbedingungen sowie einfache Lernhilfen und ganz wichtig: eine kostenlose Mittagsmalzeit, auch als Anreiz für regelmäßigen Schulbesuch. Wenn es in Indien allgemeine Schulpflicht gäbe, würde sich unseres Erachtens die Gesellschaft viel schneller und besser entwickeln.
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fröhliche Schulkinder
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Udaipur ist eine schöne Stadt, bzw. eine Stadt mit wunderschönen Bauten, Ecken, Seen und Panoramen, sowie der üblichen indischen Lebenssituation.
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Udaipur im ganz frühen Morgenlicht
Diese junge Dame wird bestimmt keinen Helm tragen!
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Der Stadtpalast des hier sehr verehrten Maharanas (nur in Udaipur wird der „Maharaja“ Maharana, Großer Krieger, genannt) zeugt von großer kriegerischer Vergangenheit. Er ist etwas weniger prunkvoll ausgestattet, da der Widerstand gegen Fremdherrschaft und Engländer offenbar sehr viele Mittel verschlungen hatte.
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Der Stadtpalast
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Ganesha, der Elefantengott und Glücksbringer
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Der Jagdish Tempel aus dem 17. Jahrhundert ist ein schönes Beispiel für ein hinduistisches Hauptheiligtum.
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Der Besuch eines Wasserpalastes, inzwischen Nobelhotel, erlaubte uns auch ein schönes kühles Bier in sehr ansprechender Umgebung.
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Ein ausgedehnter Stadtbummel in Udaipur lohnt sich!
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Kuh beim Window-Shopping
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In Udaipur gibt es alles!
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Pushkar ist die dem Gott Brahma geweihte Stadt. Die Stadt und der Tempel sind etwas enttäuschend. Die heilige Stadt verkommt offensichtlich ein wenig zum Touristiksumpf, zumindest macht der Basar diesen Eindruck, da ist ganz weniges authentisch. Schade! Authentisch sind hier nur die jungen hellhäutigen Junkies, die sich hier einige Zeit spirituellen Übungen und dem Drogenkonsum hingeben, und einige inzwischen hängengebliebene „Altjunkies“.
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Die Havelis, Herrenhäuser, in Fatehpur und Mandawa sind alle stark verfallen und die Außenmalereien stark zerstört. Es macht wenig Freude, sich diese Dinge anzuschauen.
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Ortsmittelpunkt
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Dafür war der Bummel über den Markt von Mandawa mit den vielen bunten Gemüse- und Obstständen – denn die meisten Inder sind Vegetarier und haben in ihrem Leben noch nie Fleisch gegessen - ein guter letzter Eindruck vom wahren Indien. Viele Menschen, intensives Leben und Arbeiten auf der Straße, sehr bunt, schäbige, verkommene Infrastruktur, viel Schmutz, viel Verkehrschaos, sehr laut, viel Müll, überall freilaufende Tiere und trotzdem scheinen viele der Menschen schicksalsergeben zufrieden zu sein. Faszinierend!
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Indien – so wie wir es erlebt haben – ist tatsächlich ein Land der krassen Gegensätze. Sehr reich und sehr arm, sehr bildungsfähige und gebildete Bevölkerungsteile und sehr hoher Anteil an Analphabeten, Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Lande, hübsch und hässlich, wunderschön und abstoßend schmutzig liegen immer sehr dicht beieinander. Diese Gegensätze ergeben sich natürlich aus der Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklung. Das abgeschaffte Kastenwesen, an dem die Bevölkerung allerdings starr festhält, und religiös bedingte Schicksalergebenheit sowie Fatalismus behindern zusammen mit der fehlenden Schulpflicht aus unserer Sicht massiv eine schnelle und für die Gesamtbevölkerung positive Entwicklung. Deswegen gleicht Indien trotz des Status als Nation mit dem zweitgrößten Wirtschaftswachstum in Asien und trotz Nuklear- und HighTech-Befähigung in weiten Teilen einem elenden Armenhaus, das noch unter mittelalterlichen Bedingungen lebt.
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Heiligkeit schützt vor Mangel nicht
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Leben und leben lassen ist sicher eine passende und gute hinduistische Maxime, es muss aber auch um würdiges Leben gehen!
Mut machen die vielen freundlichen Menschen sowie aufgeweckt und interessiert in die Welt blickende Kinder und Jugendliche.
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Ein Tourist ernährt ungefähr 20 Familien. Schauen Sie sich dieses faszinierende und exotische Land mit eigenen Augen an! Auch wir sind nicht zum letzten Mal dort gewesen.
(17. Februar 2009)
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