Hans-Heinrich Dieter

Unwürdig    (07.01.2013)

 

Einige Verantwortliche in der FDP scheinen Liberalismus mit sado-masochistischer Libertinage zu verwechseln und Niebel gibt die etwas füllige männliche Domina - das heißt in Fachkreisen dann vielleicht "Domino".

Die Medienberichterstattung ist denn auch vernichtend. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn das Urteil über Parteichef Rösler ist längst gefällt, sowohl von den Medien als auch von führenden FDP-Politikern aus den Landesverbänden und etwas versteckter aus der Bundespolitik. Da könnte der Vorsitzende inhaltlich noch so gut reden, das hilft nichts mehr. Im Gegenteil, wenn Philipp Rösler sich grundsätzlich und zukunftsorientiert um liberale Inhalte bemüht, wird er von den Medien verspottet oder bewusst falsch verstanden und von den Delegierten nicht gehört, weil die mit platten aber deftigen Parolen und Mut-Mach-Sprüchen befriedigt werden wollen. Erbärmlich!

Nahezu noch schmerzlicher ist es für den interessierten Beobachter zu sehen, wie liberale "Parteifreunde" miteinander umgehen. Die Liberalen, die für die Freiheit der Bürger kämpfen, sollten doch wissen, dass die Grenze der eigenen Freiheit die Freiheit des anderen ist. Und Freiheit ist ohne Würde relativ sinnlos. Diese Würde der Mitmenschen gilt es zu achten.

Niebel wirkt bei seinen Königsmordversuchen irgendwie proletenhaft, Proleten passen aber eher zur SPD. Brüderle sollte berücksichtigen, dass er bei Wegfall der "medialen Reizfigur" Rösler schnell wieder zur "weinseligen medialen Witzfigur" werden könnte. Und die eitlen Altvorderen heizen den stillosen Umgang miteinander teilweise auch noch an, der eigentliche Verursacher der Krise Westerwelle hält sich diplomatisch zurück, der sehr eitle Ehrenvorsitzende greift nicht ein, die Delegiertenmasse folgt eher Parolen und Einpeitschern und der nicht minder eitle "Hoffnungsträger" Lindner  sitzt in einer der vorderen Reihen und grinst abwartend.

Den Teilnehmern am Dreikönigstreffen der FDP hätte es gut angestanden, sich intensiv mit inhaltlichen Streitpunkten auseinanderzusetzen. Themen gibt es genug: wie sozial kann eine Marktwirtschaft sein ohne volkswirtschaftlich schädliche Wettbewerbsnachteile zu haben oder wo muss die Freiheit der Bürger bei der Verbrechensbekämpfung im Sinne des Allgemeinwohls eingeschränkt werden oder gar "Privat vor Staat" ja - aber wo sind rote Linien. Solche Problemstellungen sind in der Öffentlichkeit bisher nur unklar thematisiert und diskutiert. Liberale Wähler brauchen aber für liberale Sinnfragen  plausible Antworten, wenn sie sich schweren Herzens entscheiden wollen, doch noch einmal FDP zu wählen. Röslers jüngster Versuch ist leider gescheitert. Die FDP hat beim Dreikönigstreffen Hoffnungen  geschwächt und eine Chance vertan.

Aber wo bleibt im derzeitigen Zerfleischungsprozess geeignetes Führungspersonal, das solche liberalen Themen plausibel und glaubhaft öffentlich diskutieren kann? Der "Domino" mit der Oberfeldwebelmütze fällt ja wohl dafür aus.

(07.01.2013)

 

 

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