Hans-Heinrich Dieter

Skurrile Putin-Jünger   (23.07.2015)

 

Im Moskauer Hotel Kempinski traf sich eine skurrile Schar von Putin-Jüngern anlässlich der Buchvorstellung "Am Abgrund", eine "Polemik für einen anderen Ansatz in der Russland-Politik" des langjährigen Chefredakteurs des CSU-Kampfblattes "Bayernkurier". Dabei waren der CSU-Oldie Gauweiler, die verstaubte Grüne Vollmer, der unverbesserliche Egon Bahr und der schon etwas törichte Gorbatschow. Natürlich sind auch Vertreter des höchst zweifelhaften "Deutsch-Russischen Forums" und einige wenig wertebewusste deutsche Wirtschaftsbosse  dabei.

Diesem "illustren" Kreis empfiehlt Bahr "eine Art deutscher Ostpolitik 2.0.", bei der Deutschland eine pragmatische Vermittlerrolle einnehmen und den ersten Schritt auf Russland zugehen soll, ohne dauernd Kritik an der Verletzung von Bürgerrechten in Russland zu üben. Gorbatschow ist beunruhigt über das Verhältnis Russlands zum Westen und ist besonders besorgt hinsichtlich der russischen Beziehung zu Deutschland. Er meint, die Regierungen beider Länder müssten jetzt Weisheit und Verantwortung zeigen und Vertrauen und Dialog aufbauen. Und der Polemiker Scharnagl meint doch tatsächlich, es gehe darum, dass der "bayerische Löwe und der russische Bär friedlich auf einer Wiese äsen können".

Bei dieser trolligen Veranstaltung ist ganz offensichtlich die politische Realität ausgeblendet. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die dauerhafte Verletzung der Souveränität der Ukraine werden nicht thematisiert. Und es wird einfach ausgeblendet, dass es Putin war, der die Partnerschaft mit Europa aufgekündigt und mit seiner neuen Militärdoktrin im Zusammenhang mit der neo-imperialistischen Aggressionspolitik einen neuen Kalten Krieg wieder möglich gemacht hat, während die westlichen Politiker das Gespräch mit Putin bis zur Selbstverleugnung suchen sowie ergebnislos führen und sogar die vermeintlich aggressive NATO am NATO-Russland-Rat fest- und die Gesprächskanäle offen hält.

Und es mutet geradezu kindlich naiv an, wenn Gorbatschow einen Appell an Russland und an Deutschland richtet, "jetzt Weisheit und Verantwortung zu zeigen und Vertrauen und Dialog aufzubauen." Ein Appell macht nur Sinn, wenn er auch gehört wird. Für den verantwortungslosen und wenig weisen Putin ist Gorbatschow der Totengräber der großen Supermacht Sowjetunion und ein Anti-Stalinist, der nun überhaupt nicht zu seinen neo-imperialistischen Vorstellungen von Neu-Russland passt. Solche Typen finden bei Putin kein Gehör! Und in Deutschland hören nur illusionsbeladene Nostalgiker dem inzwischen wenig würdigen Friedensnobelpreiträger Gorbatschow zu, während verantwortungsbewusste Politiker werteorientierte Realpolitik machen.

Da ist es schon ein wenig witziger, wenn Scharnagl das ziemliche große sicherheitspolitische Problem auf seine weißblaue Vision vom friedlich grasenden bayerischen Löwen mit dem russischen Bären reduziert. Bayern hat offenbar nicht nur Probleme mit Seehofer und anderen, nur schwer zu verstehenden, Politikern.

Wir sind im Sommerloch und da kann man es bei kühlen Getränken im Moskauer Kempinski besser aushalten als in der politischen Realität!

(23.07.2015)

 

 

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