Hans-Heinrich Dieter

PR für von der Leyen?   (13.01.2019)

 

Nach SPIEGEL-Informationen wird Christian Thiels, langjähriger Verteidigungsexperte für die „Tagesschau“, ab Mitte Februar Chefredakteur der Redaktion der Bundeswehr. Der Fernsehmann soll künftig die Publikationen für die Truppe und außerdem die Außendarstellung der Ministerin auf den diversen Websites des Ministeriums verantworten.

Mir ist eine „Chefredaktion der Bundeswehr“ nicht bekannt, aber wenn aufgrund des schlechten Ansehens der Ministerin von der Leyen in weiten Teilen der Öffentlichkeit, aufgrund der von ihr zu verantwortenden Unregelmäßigkeiten beim sehr kostspieligen und teilweise nicht gerechtfertigten Einsatz externer Unternehmensberater in ihrem Ministerium und wegen des Drucks, den der parlamentarische Untersuchungsausschuss ausüben wird, ein teurer PR-Berater von Nöten scheint, dann wundert das zunächst nicht.

Ich persönlich bin ein wenig enttäuscht, weil mit Herrn Thiels einer der ganz wenigen profilierten, sachkundigen und kritisch-objektiven sicherheits-politischen Journalisten Deutschlands in einen Bereich subjektiv-abhängiger Berichterstattung wechselt. Er wird der öffentlich-rechtlichen ARD fehlen.

Wenn von der Leyen sich allerdings erhofft, dass Herr Thiels als einer Ihrer Kritiker nun ausfällt und stattdessen ihr schlechtes Image aufpolieren kann, dann wird sie enttäuscht werden. Es sind ja nicht die Medien, die von der Leyen niederschreiben, es sind die politischen Weggefährten, die sehr schlecht über sie reden. Dem ehemaligen SPD-Verteidigungsexperten Arnold zufolge geht es von der Leyen schon lange hauptsächlich darum, ihren persönlich stark ramponierten Ruf wieder zu verbessern, und dafür nehme sie in Kauf, den Ruf der Bundeswehr durch massiv überzogene Vorwürfe zu beschädigen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Oppermann bezeichnete von der Leyen in der „Bild“ vor kurzer Zeit gar als „schlechteste Verteidigungsministerin seit der deutschen Einheit“. Durch ihr fragwürdiges Führungsverhalten, ihre ungerechte Pauschalschelte und den unberechtigten Generalverdacht hat die Ministerin wohl das Vertrauen der Mehrheit der Soldaten nachhaltig verloren. Und die Bilanz des faktenkundigen und unabhängigen Bundesrechnungshofes zu den aktuellen Unregelmäßigkeiten beim Einsatz externer Berater fällt miserabel aus: „zu teuer, zu übereilt, zu unüberlegt“. Dieses schlechte Image kann diese Ministerin nur selbst korrigieren durch stark verbesserte Leistungen in der Leitung des Verteidigungsressorts und durch Rückgewinnung der Kontrolle im Bereich der Rüstungsbeschaffungen. Der Vertrauensverlust der Truppe ist meiner Ansicht nach nicht zu reparieren und das Versagen der Ministerin im Zusammenhang mit dem Einsatz externer Berater wird der Parlamentarische Untersuchungsausschuss bestätigen oder ggf. auch verwerfen. Da kann sich Herr Thiels nur begrenzt auswirken und „Schönschreiben“ ist wohl im Falle von der Leyen wenig glaubhaft.

Wenn es Christian Thiels allerdings gelänge, die Außendarstellung der Bundeswehr auf den diversen Websites des Ministeriums zu optimieren und durch Gastbeiträge in den deutschen Medien dem üblichen Skandaljournalismus im Zusammenhang mit Ereignissen oder auch Vorkommnissen in der Bundeswehr entgegenzuwirken und so das – auch teilweise von der Ministerin selbst erzeugte – schlechte Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu verbessern, dann wäre er sein sicherlich gutes Geld wert!

(13.01.2019)

 

 

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