Hans-Heinrich Dieter

PR für Erdogan   (24.04.2016)

 

Seit längerer Zeit wirkt Bundeskanzlerin Merkel erschreckend unterwürfig gegenüber dem türkischen Machthaber Erdogan.

Auf zunächst einsamer Suche nach einer europäischen Notlösung in der Flüchtlingskrise unterstützt Merkel durch einen Besuch bei Erdogan den Wahlkampf der AKP. Dadurch hofiert Kanzlerin Merkel ein Land, das nicht konsequent gegen Schlepperbanden vorgegangen ist und das seine Grenzen zu Griechenland nur unzureichend kontrolliert hat, um sich von Flüchtlingen zu entlasten, und das seine Zusagen im Zusammenhang mit dem EU-Aktionsplan nur unzureichend eingehalten hat. In einer Regierungserklärung lobte Merkel damals die Türkei über den grünen Klee: "Die Leistungen der Türkei bei der Versorgung von inzwischen 2,7 Millionen Flüchtlingen können gar nicht hoch genug gewürdigt werden“ - obwohl sie weiß, dass die Flüchtlinge unter menschenrechtlich fragwürdigen Bedingungen, ohne Registrierung und ohne Aussicht auf Arbeit sowie Schule für die Kinder hausen und so zur weiteren Flucht animiert werden.

Nun hat Merkel ein türkisches Vorzeige-Auffanglager Nizip 2an der türkisch-syrischen Grenze zusammen mit EU-Repräsentanten besucht, weil sie sich vor Ort einen Eindruck verschaffen wollte von der Umsetzung des EU-Türkei-Deals. Die Bilder waren fürchterlich. Der Politiker- Medien- und Security-Pulk der sich durch das Lager wälzte, muss von mitdenkenden Flüchtlingen als ziemliche Zumutung empfunden worden sein. Und das Zusammentreffen von Merkel mit Flüchtlingskindern wirkte ähnlich geschmacklos wie der fürchterliche Auftritt der Grünen Göring-Eckardt, die als eine Art Polit-Engel am Nordstrand der griechischen Insel Lesbos vom Himmel herabstieg, um mit Leidensmiene Bootsflüchtlingskinder stumm in Empfang zu nehmen und für die mitgeführten Kameraleute ein Tränchen wegzuwischen. Die Bürger lassen sich allerdings von solchen Showveranstaltungen immer weniger blenden, deswegen ist der PR-Erfolg in Deutschland mäßig, wenn es sich nicht sogar als Misserfolg herausstellt.

Public Relation haben Merkel und die EU-Repräsentanten eher für Erdogan gemacht. Dazu gehört natürlich, dass die Bundeskanzlerin und EU-Ratspräsident Tusk die Anstrengungen der Türkei in der Flüchtlingskrise überschwänglich würdigen. Mit der Aufnahme von drei Millionen Menschen habe Ankara "den allergrößten Beitrag"zur Bewältigung des Problems übernommen. Und Tusk fügte verlogen lobhudelnd hinzu, die Türkei sei das beste Beispiel für die Welt insgesamt, wie man mit Flüchtlingen umgehen sollte.

In den Nicht-Vorzeige-Flüchtlingslagern hat sich die Lage der Flüchtlinge nicht verbessert. Sie leben weiter unter menschenrechtlich sehr fragwürdigen Bedingungen, ohne Registrierung und ohne Aussicht auf Arbeit sowie Schule für die Kinder und werden so zur weiteren Flucht animiert. Wenn sich Frau Merkel ein realistisches Bild vom Flüchtlingselend hätte machen wollen dann hätte sie ein Auffanglager auf der syrischen Seite jenseits der türkischen Grenze besuchen müssen.

Kanzlerin Merkel muss aufpassen, dass sie ihr Ansehen nicht noch weiter schädigt und in der Wählergunst in die Tiefe stürzt. Während sie in der Türkei lobhudelt, empören sich Bürger in Deutschland mit Recht darüber, dass die türkische Regierung rund 970 konservative Imame an deutsche Moscheen für je fünf Jahre entsandt hat und die Erdogan-nahe Ditib - die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. - rund 900 Moscheen in Deutschland kontrolliert. Das ist eine bewusste türkisch-muslimische Gegenmaßnahme zu gewünschter Integration türkischstämmiger muslimischer Bürger, die aus Sicht Erdogans Assimilation und damit ein Verbrechen ist.

Nicht der Islam gehört zu Deutschland, wohl aber muslimische Bürger, die sich integrieren und auf der Grundlage von Recht und Gesetz mit uns in Deutschland zusammen leben wollen.

(24.04.2016)

 

 

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