Hans-Heinrich Dieter

Hippie-Republik   (06.01.2016)

 

Ein amerikanischer Politiker hat Deutschland im Zusammenhang mit unserer naiven und gefühlsbetonten Willkommenskultur in der Flüchtlingskrise als Hippie-Staat bezeichnet. Wenn man die teilweise irrwitzige und haarsträubende amerikanische Politik im Vorwahlkampfmodus verfolgt, muss man das wohl nicht so ernst nehmen. Nachdenken darf man aber darüber.

Hippies waren damals in den 70er Jahren Aussteiger, die sich dem Leistungsprinzip sowie den bürgerlichen Konventionen und Moralvorstellungen entzogen. Angestrebt wurde eine antiautoritäre Welt- und Werteordnung ohne Klassenunterschiede und Leistungsnormen. Dazu bildeten sich später Parallelgesellschaften wie der Kopenhagener Stadtteil Norrebrö oder das Hippie-Paradies „Freistaat Christiana“, ebenfalls in Kopenhagen. Jüngster Versuch in Deutschland war die kurzlebige „Republik Freies Wendland“.

Diese krassen Beispiele wird man nicht mit der europäischen Mittelmacht Deutschland vergleichen wollen, aber steigen wir nicht gerade ein wenig aus?

Mit unserer auf den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie fixierten und mit der EU und unseren Nachbarn nicht abgestimmten Energiepolitik steigen wir teilweise aus, denn Hektik, Hysterie und 180-Grad-Kursänderungen - ohne tragfähiges Konzept - in der Frage der Nutzung der Atomenergie sind ganz offensichtlich ein deutsches Alleinstellungsmerkmal, das bei unseren Nachbarn Unverständnis, Spott, gelegentlich Mitleid oder auch klammheimliche Freude, wegen der absehbaren ökonomischen und politischen Selbstbeschädigung hervorruft. Und im Zusammenhang mit dem propagierten Klimaschutz, auch durch „Entkarbonisierung“, machen wir uns mit dem Festhalten an veralteten Braunkohle-Kraftwerken zusätzlich unglaubwürdig.

Im Zusammenhang mit der Integration unserer muslimischen Mitbürger und der bei uns lebenden Migranten haben wir bisher leider weitgehend versagt, die Bildung von Parallelgesellschaften zugelassen und dulden inzwischen NO-GO-Areas mit eigenen Gesetzmäßigkeiten. Unsere „Blumenfrau“ Merkel, die bis vor kurzem Multikulti noch für absolut gescheitert erklärt hat, ist inzwischen der Ansicht, dass der Islam zu Deutschland gehört. Wir steigen also allmählich aus unserer christlich-jüdischen Kultur aus. Darüber hinaus gilt inzwischen im Bildungsbereich weniger das Leistungsprinzip als Leistungs-Nivellierung auf niedrigerem Niveau - man freut sich über steigende Zahlen von Abiturienten und kehrt deren zunehmende Studierunfähigkeit unter den Teppich, weil nicht sein darf, was nicht sein soll. Wer bei uns bürgerliche Konventionen verfolgt und ein gemeinsames Leben nach unseren Moralvorstellungen und festgelegten Regeln fordert, wird inzwischen bei uns als „konservativ“ verunglimpft, weil das ja eher rechtspopulistisch und bei den Stammtischen anzusiedeln sei. Dabei sind wir inzwischen kaum noch diskussionsfähig weil nicht-linke Meinungen sehr schnell als dumpfbackig oder pekidistisch diffamiert werden. Wir verlieren gerade an Maß, Mitte und freiheitlichem, liberalem Lebensstil.

In der Flüchtlingskrise steigen wir mit unserer unverantwortlichen, sicherheitsgefährdenden und langfristig auch existenzbedrohenden Politik aus dem europäischen System aus, bringen viele Mitgliedstaaten gegen uns auf und verhindern durch irrationale Eigenwilligkeit europäische Kompromisslösungen. Wir führen Solidarität ständig im Munde, entsprechen selbst aber unseren Forderungen nach solidarischem und abgestimmtem Verhalten nicht. Deutschland hat sich durch verantwortungslose Willkommenspolitik, unterstützt durch willfährige Willkommensmedien, selbst hoffnungsarm überfordert. Die menschenwürdige Versorgung der vielen Flüchtlinge gestaltet sich schwierig bis beschämend peinlich, Beispiel: Lageso in Berlin. Die innere Sicherheit ist nicht unter Kontrolle, schlimmes jüngstes Beispiel: Silvester in Köln. Als engagierter Vater zweier Töchter und als Großvater von auch zwei Enkelinnen wollte ich gerade zu herber Kritik ausholen. Da habe ich auf FAZ-online einen Kommentar von B. Kohler und den von Ursula Scheer gelesen, die es besser ausdrücken, als ich es kann.

Deutschland muss seinen Ausstieg aus rationaler, am Wohl des deutschen Volkes orientierter Politik stoppen, wenn wir einen Rechtsruck verhindern wollen. Und das sollten wir mit aller Kraft.

(06.01.2016)

 

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