Hans-Heinrich Dieter

G 36-Affäre 2   (15.10.2018)

 

Die G 36-Affäre im Jahr 2015 war weniger eine Affäre der Bundeswehr als eine Politik- und Medien-Affäre. Aufgrund von sehr laienhaften Darstellungen von einigen, offenbar schlecht ausgebildeten, Soldaten zur Leistungsfähigkeit der Standardwaffe der Bundeswehr, kam es zu teilweise aufbauschenden und höchst unverantwortlichen Sensationsberichterstattungen zum G 36, die leider die wenigen seriösen Darstellungen und sachkundigen Kommentare überlagerten.

Ministerin von der Leyen hatte den Darstellungen über eine unzureichende Treffsicherheit des Sturmgewehrs unter Extrembedingungen wie Dauerfeuer oder großer Hitze Glauben geschenkt und aktionistisch entschieden, dass das Sturmgewehr G 36 auszumustern und 2021 durch ein Nachfolgemodell zu ersetzen sei. Und sie hatte den Hersteller des G 36, Heckler und Koch, mit einem Rechtsstreit überzogen. Dabei hatten Befragungen von einsatzerfahrenen Soldaten ergeben, dass das G 36 zuverlässig und bedienungsfreundlich sei. Zusätzlich hatte dann ein Gericht dem Hersteller bestätigt, dass die Standardwaffe der Bundeswehr gemessen an den vertraglichen Anforderungen keine Mängel aufweise. Das war sehr peinlich für von der Leyen. Und dennoch entschied sie sich für die Ausmusterung aller 167.000 G 36-Gewehre in den Streitkräften.

Daraufhin begann das internationale Vergabeverfahren für die neuen Gewehre im April 2017 mit einer Definition der geforderten Leistungsdaten. Nach Ablauf der Angebotsfrist im Februar 2018 begannen die vorvertraglichen Vergleichserprobungen der angebotenen Gewehre. Dabei erfüllte keine der angebotenen Waffen alle durch den öffentlichen Auftraggeber zwingend geforderten Leistungen. Nun wurde den Unternehmen eine Frist bis zum 15. Februar 2019 eingeräumt, um die Mängel zu beseitigen. Danach muss erneut geprüft werden und es entstehen eine Verzögerung von 8 Monaten und für die neuerlichen Tests Materialkosten in Höhe von 750.000 Euro plus Kosten für Personal. Allerdings gibt es keine Garantie, dass dann ein Gewehr angeboten wird, das den Leistungsanforderungen genügt. Das G 36 wird also weiterhin seine Dienste tun. Das ist auch kein Nachteil, denn nach Auffassung des Ministeriums ist bis zum Abschluss des Vergabeverfahrens für ein neues Standardgewehr „die Einsatzfähigkeit des Sturmgewehrs G36 uneingeschränkt sichergestellt“. Es gibt also auch im Einsatz derzeit keine Probleme für richtig ausgebildete Soldaten der Bundeswehr mit der vermeintlichen „Deko-Waffe“ G 36. Und das gilt auch für Soldaten anderer Streitkräfte.

Das G 36 ist derzeit im Irak durch die Peschmerga beim Kampf gegen die Terroristen des Islamischen Staates mit Erfolg eingesetzt und wurde auch in Staaten der wärmeren Regionen des Nahen und Mittleren Ostens gut verkauft. Die Peschmerga und die Golfstaaten haben keine Probleme mit dem G 36, im Gegenteil, die Peschmerga werden aber auch von deutschen Fallschirmjägern ausgebildet. Die Peschmerga sind offensichtlich sogar mit dem G 36 zufriedener als mit der vorher genutzten, sehr robusten Kalaschnikow AK 47. Auch kampferprobte und gut ausgebildete Soldaten der Bundeswehr haben mit der Waffe keine Probleme. Die Fallschirmjäger, die zum Beispiel 2010 in den 10-stündigen Karfreitags-Gefechten nahe Kunduz standen, haben während der Kampfhandlungen 180 bis 300 Schuss abgegeben. Die Soldaten haben keine Probleme mit der Waffe gemeldet.

Diese insgesamt peinliche Affäre um die geplante, unbegründete, vorzeitige und dann auch sehr teure Ausmusterung leistungsfähiger Waffen wirft ein weiteres Schlaglicht auf die stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Verteidigungsministerin!

(15.10.2018)

 

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