Hans-Heinrich Dieter

"Flexible Frauenquote"? (06.02.2011)

 

Der Frauenanteil in Vorständen großer Unternehmen liegt nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bei 3,2 Prozent, in Aufsichtsräten bei 10,6 Prozent. Das ist, gemessen an dem durch gute Abiturzeugnisse und häufig bessere Studienabschlüsse nachgewiesenen Leistungsvermögen von Frauen, sehr wenig. Darüber hinaus verdienen den Untersuchungen zur Folge Frauen in vergleichbaren Führungspositionen weniger als ihre männlichen Kollegen. Deswegen ist die Diskussion über solche Missstände und Ungerechtigkeiten wichtig. Aber ist gesetzlich festgelegte Frauenquote der richtige und verfassungskonforme Lösungsweg? Starke Zweifel sind da angebracht.

Was soll mit einer Frauenquote erreicht werden? Wollen wir die Qualität wirtschaftlichen Handelns dadurch verbessern, dass wir verhinderte oder verkannte weibliche Leistungsträger per Quote in Führungspositionen bringen? Wollen wir Gleichberechtigung auf der Grundlage von Eignung und Leistung oder sozialistische Gleichbehandlung um jeden Preis? Wollen wir 30 Prozent (von der Leyen) oder 40 Prozent (Künast) Frauen in Führungspositionen? Und wie soll das im Hinblick auf die geringere Anzahl der Frauen mit qualifizierenden Studienabschlüssen in Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften in der ins Auge gefassten kurzen Zeit realisiert werden? Wäre es nicht besser, allen Frauen die erforderlichen Chancen zu geben, über ihren Lebens/Berufsweg auf der Grundlage ihrer Qualifikation, ihres Leistungsvermögens und ihrer Lebensplanung selbst entscheiden zu können? Die bisherige Diskussion wird da eher auf dem Markt der Eitelkeiten plakativ geführt und bringt zu wenig Antworten. Auch deswegen ist es erfreulich, dass sich Frau Merkel eingebracht und der gesetzlich geregelten Frauenquote eine klare Absage erteilt hat.

Was würde auch mit einer gesetzlich festgelegten Frauenquote erreicht? Auch gut qualifizierte Frauen, die durch ihre Leistungen überzeugen können, werden ggf. als Quotenfrauen diffamiert. Das eigentlich wichtige Thema, die Unternehmen zu verpflichten, bei identischer Aufgabe, identischer Position und identischer Leistung identische Gehälter zu zahlen, würde eher torpediert als gefördert. Das andere wichtige Thema, die Rahmenbedingungen für Frauen in Führungspositionen und die Kinderbetreuung zu verbessern, träte eher in den Hintergrund. Darüber hinaus ist Frauen, die auch mal eine Auszeit nehmen möchten, mit einer verpflichtenden Quoten-Führungsposition wenig gedient. Frauen würden ggf. an Auswahlkriterien vorbei in Positionen kommen, weil die Quote erfüllt werden muss, schlechter geht es nicht für die Frau und das Unternehmen.

Die Benachteiligung von Frauen muss abgebaut werden, aber letztendlich müssen Qualifikation, Verfügbarkeit und Leistung für die Besetzung von Führungspositionen ausschlaggebend sein. Wichtig ist, für Frauen in Führungspositionen die Rahmenbedingungen dahingehend zu verbessern, dass hohe berufliche Anforderungen mit Familienverpflichtungen in Einklang gebracht werden können. Wir brauchen keine "flexible Frauenquote" sondern Arbeitsbedingungen, die es weiblichen Spitzenkräften ermöglichen, ihren Beitrag möglichst flexibel einzubringen.

Wer Frauen mit Leistungspotential wirklich ernst nimmt, wird ihnen geradezu beleidigende Quoten nicht zumuten wollen. Leistungsfähige Frauen werden sich in Zukunft auch zunehmend für Führungspositionen qualifizieren, ohne dass man die Nase rümpft wie bei der gelernten Journalistin Schröder-Köpf, die jetzt im Karstadt-Aufsichtsrat sitzt. Das ist dann eine „de Luxe Quotenfrau“, weil zusätzlich protegiert.

(06.02.2011)

 

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