Hans-Heinrich Dieter

 

Endlich!   (13.12.2012)

 

Die Bundeswehr verlegt nun, über drei Jahre nach Frankreich, die ersten zwei Unterstützungshubschrauber "Tiger" nach Afghanistan. Zwei weitere sollen folgen und außerdem sollen Anfang 2013 vier dringend erforderliche Rettungshubschrauber "NH 90" am Hindukusch eingesetzt werden.

Die Hubschrauber kommen gerade noch rechtzeitig, um einen Beitrag zur Sicherung des schwierigen Rückzuges der Bundeswehr aus Afghanistan leisten zu können.

Mit der Verfügbarkeit von eigenen deutschen Unterstützungs- und Medevac-Hubschraubern im Einsatz findet eine vielfach peinliche deutsche Einsatz-Geschichte ein halbwegs erträgliches Ende.

Peinlich ist die Beschaffungsgeschichte. Die Bundeswehr hat - anders als Frankreich - viel zu lange an der Beschaffung eines Panzerabwehr-Hubschraubers festgehalten. Durch vielfältige technische Schwierigkeiten, hauptsächlich auch mit dem Mastvisier, hat sich die Serienreife deutlich verzögert. Peinlich für Eurocopter aber auch für die Bundeswehr-Beschaffer. Der "Tiger", der jetzt zum Einsatz kommen soll, ist aber weiterhin ein nachgebesserter Panzerabwehrhubschrauber, denn seine Hauptbewaffnung sind unverändert Panzerabwehr-Raketen-Systeme (PARS). Die Ausstattung mit zwei unterkalibrigen (12,7 mm) und starr befestigten Maschinengewehren, sowie die Möglichkeit zum Verschuss von Stringer und ungelenkten Raketen machen den deutschen "Tiger" leider noch nicht zu einem leistungsfähigen Unterstützungshubschrauber in Einsatz-Szenarien wie Afghanistan. Die PARS werden in der Regel selten gegen Taliban zu gebrauchen sein und für den Einsatz der starr angebrachten Maschinengewehre muss der Pilot den Hubschrauber langwierig auf das Ziel ausrichten und 50% dichter an Ziele heranfliegen als der französische "Tigre" mit seiner schwenkbaren 30 mm-Bordkanone mit deutlich größerer Reichweite. Deutschland beschafft also nur eingeschränkt taugliche Hubschrauber für die wahrscheinlichen Einsatz-Szenarien der Zukunft und dazu in unzureichender Stückzahl (40).

Peinlich ist für die größte und leistungsfähigste Volkswirtschaft in Europa und für den drittgrößten Rüstungsexporteur, dass wir in Afghanistan über so lange Zeit Verantwortung in kriegerischen Auseinandersetzungen tragen, ohne dass wir grundlegende Kriterien der Einsatzfähigkeit, wie Luftnahunterstützung durch Hubschrauber und so elementare Dinge wie luftbewegliche Sanitätsversorgung aus eigener Kraft gewährleisten können.

Das wird sich jetzt marginal bessern, aus militärischer Sicht bleibt die Geschichte aber peinlich.

(13.12.2012)

 

 

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