Hans-Heinrich Dieter

Dr. h.c. Snowden   (14.04.2014)

 

"Traditio et Innovatio", so lautet das Motto der UniversitĂ€t Rostock. Die altehrwĂŒrdige Alma Mater will damit ihr Streben nach Innovation in allen Bereichen von Forschung und Lehre sowie ihre traditionsreiche Geschichte seit 1419 unterstreichen.

Nach langer Diskussion wurde jetzt entschieden, fĂŒr Edward Snowden ein Ehrenpromotionsverfahren zu eröffnen. Es heißt, die Philosophische FakultĂ€t wolle mit dem Ehrendoktor gleichermaßen die Zivilcourage Snowdens und seinen „substanziellen Beitrag zu einem neuen globalen Diskurs ĂŒber Freiheit, Demokratie, Kosmopolitismus und die Rechte des Individuum in einer global vernetzten digitalen Welt wĂŒrdigen“. Und es wird betont, dass der entsprechende Antrag „außerordentlich sorgfĂ€ltig und unter Einbeziehung eines hochkarĂ€tigen internationalen Gutachtergremiums geprĂŒft und bewertet worden“ sei.

Snowden wird als „AufklĂ€rer“ verklĂ€rt, der seine eigene bĂŒrgerliche Existenz geopfert habe, um auf gravierende gesellschaftliche MissstĂ€nde aufmerksam zu machen. Damit stehe er in der großen Tradition amerikanischer BĂŒrgerrechtler, die sich im Dienst einer höheren Moral auch fĂŒr den zivilen Ungehorsam gegenĂŒber der eigenen Regierung entschieden hĂ€tten. Gesa Mackenthun, die Prodekanin der Philosophischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Rostock sprach sogar von Snowden als „Ein Kolumbus des Digitalzeitalters.“

Kolumbus gilt als Entdecker des westlichen Seeweges nach Amerika, er war KapitÀn und eine gebildete, anerkannte und einflussreiche Persönlichkeit. Insoweit ist der Vergleich Snowdens mit Kolumbus eine Beleidigung des Entdeckers. Kolumbus hat allerdings auch die Eroberung des amerikanischen Kontinents durch die EuropÀer und die Vertreibung der dortigen Ureinwohner eingeleitet. Insofern ist der Vergleich unpassend.

Die BegrĂŒndungen und Aussagen wie die der Prodekanin lassen eher den Schluss zu, dass der Antrag weder „außerordentlich sorgfĂ€ltig … geprĂŒft wurde“, noch dass man sich hinreichend mit der ausdrucksschwachen Persönlichkeit und der aufschlussreichen Vita Snowdens auseinandergesetzt hat. Im zweiten Jahr der Highschool bricht der 15-jĂ€hrige Snowden die Schule ab und entwickelt sich zu einem Computernarren. Ab 1999 besucht er ohne Schulabschluss fĂŒr drei Jahre College-Kurse, wohl als Gasthörer. 2002 nimmt er Unterricht am Computer Career Institute der John-Hopkins-UniversitĂ€t. AbschlĂŒsse macht er jedoch nicht. Mit 20 versucht er bei den SpezialkrĂ€ften der Armee aufgenommen zu werden. Nach nur wenigen Monaten wird er jedoch entlassen, weil er die Ausbildung nicht bestand. Danach ist er arbeitslos. 2005 findet Snowden einen Job als Wachmann an einem Sprachlehrzentrum der UniversitĂ€t von Maryland. 2006 stellt ihn die CIA fĂŒr drei Jahre als Computer-Experten ein. Von 2009 bis 2013 will Snowden fĂŒr private Dienstleister der NSA gearbeitet haben. Dabei bringt er es nach eigenen, nicht belegten Angaben vom System-Ingenieur ĂŒber den System-Administrator zum Berater fĂŒr Telekommunikationssysteme – weiterhin ohne jegliche Schul- und BerufsabschlĂŒsse. Das ist eher die Vita eines Dauerversagers als die eines „AufklĂ€rers“.

Die Frage muss da sogar erlaubt sein, ob Snowden mit diesem Bildungshintergrund intellektuell ĂŒberhaupt in der Lage ist, die Inhalte seines massenhaften Geheimnisverrates, ĂŒber die technischen Anwendungen hinaus, hinlĂ€nglich zu verstehen und sein Handeln gesellschaftlich und politisch richtig einzuordnen. Da wirkt es geradezu weise, dass er das gesamte Material an ausgewĂ€hlte Journalisten ĂŒbergeben – wahrscheinlich verkauft - hat, denn er traut sich einen sinnvollen und inhaltlichen Einfluss auf mögliche Veröffentlichungen und „AufklĂ€rung“ wohl nicht zu. Er selbst belĂ€sst es lieber bei Behauptungen, Unterstellungen und nicht belegten Annahmen. Nichts an den Aussagen Snowdens ist sicher oder gesichert. Nur eines ist ganz sicher, Snowden produziert kein Wissen, er erbringt keine eigene geistige Leistung, er gibt lediglich Anlass zu Fragestellungen. Und so sind Snowdens vermeintliche Zivilcourage und sein ziviler Ungehorsam nichts anderes als massenhaftes Kopieren fremden Eigentums, also massenhafter Diebstahl und Geheimnisverrat. Einen solchen Dieb und VerrĂ€ter in die Tradition amerikanischer BĂŒrgerrechtler zu stellen sowie einen mehrfachen, mehr als mutmaßlichen StraftĂ€ter ehren zu wollen, ist dreist und dabei noch eine höhere Moral zu erkennen, zeugt von Verblendung. Bei der oft schlampigen Arbeit von DoktorvĂ€tern und FakultĂ€ten deutscher UniversitĂ€ten im Zusammenhang mit Dissertationen wundert man sich ĂŒber solche AbsurditĂ€ten allerdings nicht mehr so richtig.

Die UniversitĂ€t Rostock kann man im Rahmen der Kulturhoheit der LĂ€nder und der Freiheit der Wissenschaft nicht vor Dummheit schĂŒtzen. Solche geistigen Fehlleistungen fallen nur leider im internationalen Rahmen auf Deutschland zurĂŒck. Deswegen wĂ€re es besser, wenn sich auch die Philosophische FakultĂ€t auf die große Tradition der UniversitĂ€t Rostock besinnen und nicht versuchen wĂŒrde, durch dĂŒmmliche „Innovationen“ auf sich aufmerksam machen zu wollen.

(14.04.2014)

 

 

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